Als Millionär hat man es wahrlich nicht leicht. Ständig will sich jemand ein paar von den schwer verdienten Euros leihen, um damit seinen Traum von der eigenen Eisdiele zu erfüllen. Dann aber geht so einiges schief, das Geld landet im Rachen so eines Immobilien-Vogels und man hat einen Freund weniger. Stress ohne Ende, jeden Tag. Kein Wunder, dass man da ab und zu mal Urlaub braucht.
David Asphalt kann von diesen Dingen das eine oder andere Liedchen singen. Und damit sein »übermenschlich großer« Swag keine Dellen bekommt, fliegt er eben direkt dorthin, wo all diese Probleme nichtig sind. In das Besserverdiener-Biotop St. Tropez. Dort, wo seine luxuriöse Yacht gerade im azurblauen Meer treibt. Dennoch bleibt für einen kurzen Abstecher in die Heimat Zeit – gerade ist der Ex-Asphaltliterat zurück daheim in Kaiserslautern. Dort chillt er im Luxus-Hotel und hat ein Album aufgenommen – den zweiten Teil seiner »St. Tropez Diaries«.
In diesem Fall ist der Titel durchaus wörtlich zu nehmen. Im Intro hebt ein Flugzeug ab. Wenig später entsteigt David Asphalt seinem Privat-Jet. Und wird euphorisch. In St. Tropez ist immer noch »Alles wie früher«. »In der Sonne liegen, den Sommer genießen. Wind weht durch Olivenbäume – vollkommener Frieden.« Wirklich beneidenswert. Aber natürlich lauert auch im Paradies die Versuchung. In diesem Fall das Kokain – und David kann nicht widerstehen. Er zieht, kommt »Wieder drauf« fühlt sich »Big in Japan« und verspürt plötzlich den unwiderstehlichen Drang, ein paar Rapper-Nasen zu polieren.
Jedes High nimmt auch ein Ende. Das bekommt auch unser Protagonist zu spüren und es steigen leise Zweifel auf. Zweifel daran, ob all der Besitz wirklich glücklich macht. Er erinnert sich an die Dinge, die wirklich zählen: Wein, Literatur und gute Gespräche. Einsichten eines Menschen, der alles hat. Eines Menschen, der sich jetzt erst recht – mit einem Glas Single Malt- Whiskey in der Hand – in die Melancholie verabschiedet. Er philosophiert über die »Ketten« der Gesellschaft, erinnert sich an eine vergangene Affäre, und greift dann erneut zu den Drogen. Er betrachtet das Meer. Aber statt dessen Schönheit zu bewundern, versinkt er weiter in seinen Gedanken.
Schnitt. Wie das mit den illegalen Substanzen so ist, ändert sich die Stimmung des reichsten Rappers der Nation schlagartig. Er ist hackedicht, verlässt die Yacht, wankt in Richtung Nobel-Tanzschuppen, wird obszön, pöbelt Männer an und lästert über die künstlich aufgemöbelten Visagen der Damen mit Manolo-High Heels und Mini-Handtaschen aus Mailand.
Die Aufzeichnungen der nächsten Tage sind undeutlich und unscharf. Wo genau in Südfrankreich sich nun dieser Musik-Kritiker aufhält, der David Asphalt so in Rage bringt, ist nicht überliefert. Überhaupt, die nächsten Tage scheinen sehr wild und chaotisch gewesen zu sein. Mal klingt Asphalt euphorisch und umgibt sich mit schönen Frauen. Wenige Stunden später sitzt er alleine in seinem Schlafgemach und zieht eine Line nach der anderen, plündert die Schnapsbar, verflucht Gott für die Erfindung des Montags und haut ab. Wohin? Das bleibt offen.
Mittlerweile ist David Asphalt wieder in Deutschland angekommen. Sein Tagebuch hat er mit Instrumentalen zwischen Dubstep-Randale und Miami-Epik verschnitten, in ein Zip-File verpackt und den geschätzten Kollegen von HipHop.de zur Verfügung gestellt. Als überlanges, überladenes und auf merkwürdige Weise gerade deswegen spannendes Konzept-Album. Schnaps, Kokain, Selbstzweifel, Welthass – ein Millionär hat es wahrlich schwer.
DOWNLOAD: David Asphalt – The St. Tropez Diaries 2