(Distri/Soulfood)
Ein Freitagabend in einer deutschen Großstadt. Du sitzt daheim, als es plötzlich an der Tür klingelt. Vor dir stehen AchtVier und Said. Air Max geschnürt, Lederjacke an – ab auf Kneipentour. Dem ersten Drink folgen unzählige weitere, zwischendrin werden Sportzigaretten gerollt, Frauen angequatscht, man pöbelt rum. Am nächsten Morgen dankt dir dein Brummschädel. An viel erinnerst du dich zwar nicht mehr, aber anscheinend hattest du deinen Spaß. Herzlich willkommen zu »50/50«, der ersten (!) relevanten Hamburg-Berlin-Kollabo, die Deutschrap auf LP-Länge erlebt. Ihre Protagonisten konzentrieren sich auf das, was für sie wesentlich ist: Soundexperimente und jüngste Trends lassen sie konsequent außer Acht, stattdessen gibt es Genickbrecher im erhöhten bpm-Bereich und Zeilen, die keine Umwege gehen: »War nett, mit deiner Mama mal Bekanntschaft zu machen/Ran an die Backen, Schwanz auf den Nacken«. »50/50« klingt mehr nach enger Freundschaft als nach Zweckzusammenkunft – das Zusammenspiel von AchtVier und Said funktioniert deshalb so gut, weil es authentisch wirkt. Sobald Achti im ignoranten Atzenmodus vorprescht, schaltet Said oft einen Gang zurück und verleiht dem Ganzen einen etwas entspannteren Vibe – vor allem mit seinen melodiösen Hooks à la »Alles dreht sich«. Produzent KD Supier schustert passend dazu über weite Längen einen funkigen Sound, Unterstützung bekommt er von AT Beatz und dem 187er Jambeatz. In diesem Kontext funktioniert sogar das Sample aus Skee-Los Neunziger-Hit »I Wish«, das man für »Ditsch« reanimiert. Allein auf den einen oder anderen Gastbeitrag hätte das Duo hingegen verzichten können. Die als Fanta-Vier-Hommage gedachte Harris-Kollaboration funktioniert kaum als solche, und auch die anderen Featureparts stellen für das Teamplay von AchtVier und Said selten einen Mehrwert dar. Alles in allem bleibt »50/50« damit ein kurzweiliges Album mit bestechendem Humor, dessen charismatische Interpreten Straßenrap ein Stück Verkrampftheit nehmen. Wenn doch nur jeder Freitagabend so enden würde.