Das wichtigste zuerst: don’t call it Conscious-Trap! Oder warte, mach doch, was du willst – Hauptsache, du hörst zu. Seit den Native Tongues gilt die ungeschriebene Regel, dass selbstreflektierte Raps mit Inhalt gefälligst über organischen Sample-Bummtschack gepredigt werden müssen. Wobei schon De La und Tribe so einiges dafür taten, Schubladendenken und Soundbilder aufzubrechen. Später ließen Dead Prez besagte Norm auf rabiateste Art links liegen. Auch Deutschrap hat sich in vielerlei Hinsicht über die letzten Jahre freigeschwommen, ist experimentierfreudiger geworden – schafft es dabei aber immer noch zu selten, sich von den Vorbilder aus Atlanta, Paris und London zu emanzipieren. Und mit den Inhalten ist das bei vielen Artists aus Almanya, nun ja, ohnehin so eine Sache.
Auftritt Camufingo: der in Potsdam und Luanda verwurzelte Rapper war zuletzt mit Leila Akinyi auf der gemeinsamen »Morgenkämpfer«-EP zu hören gewesen. Jetzt nimmt Camu Anlauf zur zweiten Solo-EP »Wahr Sagen«, die heute über Melting Pot Music erscheint. Und bleibt darauf natürlich conscious, politisch, aber vor allem auch nahbar und authentisch. Anders geht es wohl kaum, wenn man als Afrodeutscher in der ehemaligen DDR geboren wurde. In der heutigen JUICE Premiere treiben harte 808-Snares die unangenehme Wahrheit ans Licht – Camufingo zeigt uns »Was du nicht siehst«.