Kurzzeitig sah es nach dem perfekten Moment für die Genre-Zweifler aus, die dem HipHop ein ums andere Mal seine sozialkritischen Fähigkeiten und Selbstheilungskräfte abschreiben wollen. DJ Kool Herc, einer der heiligen Genre-Dreifaltigkeit – Grandmaster Flash, Bambaataa, Kool Herc -, ist todkrank und siecht vergessen, ohne Geld vor sich hin, während seine Söhne und Nutznießer seines Vermächtnisses im Geld schwimmen. Doch offensichtlich hat die verkommerzialisierte Kunstform doch noch genügend Respekt für die, die es aus der Taufe gehoben haben.
DJ Premier erklärte am vergangenen Wochenende in seiner Radioshow, DJ Kool Herc sei in kritischer gesundheitlicher Verfassung und erhole sich gerade von einer Nierenstein-Operation, kämpfe aber mit den Krankenhauskosten im fünstelligen Bereich. Kool Herc hat, wie übrigens knapp 45 Prozent aller amerikanischen Musiker, keine Krankenversicherung und habe deswegen existenzielle Schwierigkeiten, seine Ärzte zu bezahlen. DJ Premier rief das Genre auf, für den musikalischen Vater zu spenden. Das Genre antwortete. Nur kurze Zeit später kommunizierte Premo, die ersten Rechnungen konnten durch zahlreiche Spenden bezahlt werden.
Die kritische finanzielle Verfassung Kool Hercs sei jedoch noch nicht überstanden, weil er gesundheitlich noch nicht über den Berg ist. Deswegen hat man unter Mithilfe Hercs Schwester Cindy Campbell, die 1973 die erste Party im Haus mit der Adresse 1520 Sedgwick Ave organisierte, bei der Herc auflegte, mittlerweile eine Stiftung ins Leben gerufen. Spenden werden nach wie vor gebraucht und sind dort in den richtigen Händen. Die erste überschwengliche Sympathie-Welle, die Kool Herc in den letzten Tagen entgegenschlug, ist nur ein erster Schritt. Herc benötigt weiterhin HipHops Hilfe. Show some respect!
Foto: Robert Adam Mayer