Prinz Pi ist angekommen. Das mag eine abgedroschene Floskel sein, trifft in diesem Fall aber schlicht und ergreifend zu. »Nichts war umsonst« sprüht nur so vor Gelassenheit, der so omnipräsente Weltschmerz und die Angriffslust weichen einer ausgeglichenen und optimistischen Attitüde fernab von Schwarz-Weiß-Denken. Prinz Pi resigniert nicht, sondern ist mit sich selbst im Reinen. Wie vom Berliner gewohnt, folgt dementsprechend alles, vom Artwork bis zum Tracklisting, einem strengen Konzept. Der Albumtitel und die Münze, die das Artwork ziert, fassen es kompakt zusammen: Jede Medaille hat zwei Seiten und alles, was uns widerfährt, formt uns und gewinnt dadurch Sinn, denn sonst wäre heute alles anders, um es frei nach Cora E. auf den Punkt zu bringen. Das Album folgt diesem Motiv stringent, lässt aber genügend Freiraum, um nicht frühzeitig auf der Stelle zu treten. Die von Metaphern durchzogenen Bilder zeichnet der wortgewandte Berliner auf gewohnt seichte Piano-Gitarren-Glocken-Ohoho-Stadionchor-Pop-Instrumentals, die zwar reichlich harmlos klingen, aber mit beeindruckender Akribie produziert und durch analoge Spielereien bewusst mit Ecken und Kanten versehen wurden. Musikalischer Tiefgang geht »Nichts war umsonst« dennoch weitgehend ab, auch auf Experimente wurde vollends verzichtet. Der obligatorische Radiohit mit Mark Forster hingegen bleibt nicht aus. Sein Erfolgsrezept, bestehend aus Leitmotiv, warmem Sound, garniert mit geschickten Liebhaber-Handgriffen und dem einen großen Pophit, verfolgt Prinz Pi auf seinem 14. Album konsequenter denn je. So verliert Pi sich aber auch in generischen Belanglosigkeiten, die mal musikalischer, mal inhaltlicher Natur sind. Die Tatsache, dass Instagram-Selfies eine reine Oberflächlichkeit sind, wird gleich mehrfach umfangreich abgehandelt. Das wird zwar in einer klugen Aufmachung als entlarvender Weitblick verkauft, verkommt aber schnell zur worthülsenreichen Plattitüde. Das ist verdammt schade, hat Pi doch die Möglichkeit, aus einem derart großen Repertoire an hochwertigen Produktionsmöglichkeiten und einem sprachgewaltigen Gefühl für die richtige Wortwahl und packende Bildgewalt zu schöpfen. Dennoch: Prinz Pis ungefilterte Retrospektive ist glaubwürdig, seine reife Ausgeglichenheit beeindruckend. Nur hätte man gerade diesen erfrischenden Mindstate deutlich spannender und weniger bieder in Szene setzen können.
Text: Skinny