Mach-Hommy macht es dem Hörer nicht leicht. In Zeiten des Überangebots und der Dauerverfügbarkeit setzt der Newarker MC aus dem Umfeld der Griselda Crew, der auch die neuen Shady-Signings Westside Gunn und Conway angehören, auf eine ausgeklügelte Verwirrungstaktik und bietet seine fast monatlichen Mixtapes auf CD (!) für 300 Dollar via Instagram-Direktnachricht an. Antimarketing im besten Sinne, das sich auszahlt: Von seinem Debütalbum »HBO« verkaufte er 187 Einheiten. Auf solche Schlaumeierstrategien kamen auch schon RZA und Nipsey Hussle, aber die waren da keine unbeschriebenen Blätter mehr. Bei Mach-Hommy, der keinen einzigen Social-Media-Kanal besitzt und nicht daran denkt, Promo zu machen, kommt der Schritt zwar superignorant, aber umso sympathischer daher. Do the Matheaufgabe. Er muss keine Anteile an Vertrieb oder Label abtreten, sprich: Es bleibt ihm ein ansehnlicher Jahresverdienst – pro Release! Mittlerweile kosten seine raren Alben bei Bandcamp schon mal 1.000 Dollar, man kommt quasi gar nicht mehr auf legale Weise an die immer nervenaufreibenden Großtaten von Mach. Schade für den Teil der Szene, der nicht mehr auf den einschlägigen Untergrund-Blogs grindet und dem damit einer der eloquentesten Newcomer der letzten Jahre entgeht. Alchemist und Earl Sweatshirt, die Teile von »Dump Gawd« produzierten, schwärmen von ihm als aktuellem Lieblingsrapper. So unspektakulär hier staubiger Siebziger-Soul und verspulter Prog-Rock geloopt wird, so atemlos rauscht der Halbhaitianer mit Dauergast Tha God Fahim über die minimalistischen Beats, die meist auf Drums verzichten. Hommy säuselt wie ein junger Mos Def, spittet wie Action Bronson mit dem erhabenen Swagger Roc Marcianos. Als Sohn eines Folksängers weist er in seinen seltenen Interviews gerne darauf hin, dass er keine Leseratte sei, um dann im nächsten Halbsatz Platon zu zitieren und die Hegelsche Dialektik zu erläutern. Mach ist der sophisticated Antiheld, den die Kultur so bitter nötig hat.
Vorheriger ArtikelAzad – Nxtlvl // Review
Nächster Artikel187 Strassenbande – Sampler 4 // Review
grim104 – Imperium // Review
»Imperium« ist eine große Reflektion über Veränderung und Vergänglichkeit aus der Perspektive einer Person, die sich selbst kaum kennt.
Kendrick Lamar – Mr. Morale & The Big Steppers // Review
Kein Erlöser, sondern nur ein fehlerbehafteter Mensch. Kendrick Lamar hat sein letztes Album bei TDE veröffentlicht.
Haiyti – Mieses Leben // Review
Haiyti dropt ihr Album »Mieses Leben« als Überraschung und stellt den Rest der Szene mit ihrem Output in den Schatten.
Disarstar – Deutscher Oktober // Review
Disarstar spricht auf »Deutscher Oktober« ohne sichtbaren Hang zur Selbstverstellung. Politischer Deutschrap war selten so ehrlich und gut.