Battle Of The Ear: Fler & Jalil – Epic // Review

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(Maskulin Music Group)

PRO

Wertung: Fünf Kronen

Wenn man »Epic« mit all seinen dazugehörigen Fotos und Videos in eine Zeitkapsel steckt und in einer fernen Zukunft ausgräbt, dann kann man sich sicher sein: Das, was von der Menschheit dann noch übrig ist, wäre ziemlich beeindruckt von diesem arroganten Stück Musikgeschichte; wäre beeindruckt von der konsequenten Monotonie, die man auf den ersten Blick sieht; wäre noch beeindruckter von der treibsandartigen Sturheit, die einen hineinzieht und bewegungsunfähig macht – bis auf das durchgängige Mitnicken mit dem Kopf. Wer die altägyptischen Pyramiden ansieht, der mag ein langweiliges, symmetrisches Bauwerk sehen. Dabei sind Statik, Aufwand und Vision gebaut für die Ewigkeit. Spätestens seit Flers letztjährigem Opus Magnum »Vibe« ist klar, dass er ebenfalls eine Vision hat, sie mit Aufwand verfolgt und am Ende einen schnörkellosen Trap-Betonklotz baut, dem der Sand der Zeit nichts anhaben kann. Bass und Sub-Bass könnten auf »Epic« nicht noch tiefer gehen, sonst wären sie nur noch als mark- erschütternde Vibrationen spürbar. Die fragmentartigen Samples klingen wie kryptische Botschaften, die in jeder Sprache verständlich sind. Was Fler darüber erzählt (Geld, Klamottenmarken, mangelnde Konkurrenz) ist dabei eigentlich egal. Aber »Epic« ist nicht nur ein Fler-Album. Variabel schleppt Jalil mal die letzte Silbe über die Snare hinaus oder verdoppelt die Geschwindigkeit. Der Inhalt rutscht in den Hintergrund, aber Style over Substance ist das Credo, ohne einen Hehl daraus zu machen. Zwischendurch spielen aggressive Hymnen mit Mortel mit den Muskeln, und »Gang für immer« mit Remoe ist der melancholische Höhepunkt des Albums. Auf »Flex’n« pendelt das Sample zwischen linkem und rechtem Speaker. Es sind diese kleinen Spielereien und Highlights auf höchstem technischen Niveau, die diesen Betonklotz von Album mit Leben füllen. »Epic« ist ein Album, gemacht für Schwarz-Weiß-Bilder, für ziehende Slowmotion-Aufnahmen und für eine lange, lange Zeit.

Text: Arne Lehrke

https://www.youtube.com/watch?v=6OpK41HM6W4&t=1s

CONTRA

Wertung: Drei Kronen

Was Fler mit Drake gemeinsam hat? Fler weiß das Internet Meme-tauglich für sich zu nutzen. Das Album formerly known as »SBM3« formerly known as »Ihr habt lang genug gewartet« formerly know as »Epic« formerly known as »Future« heißt nun doch »Epic« und führte die ewige Promophase des Patrick Losensky aus Twitter-Rants und Farid-Bang-Versöhnungen bereits Monate vor Release ad absurdum. Nach dem sagenumwobenen Jahr 2016, in dem Flizzy vielleicht das erste Mal in seiner Karriere vom Interviewliebling zum zwischenzeitlichen Konsens für Rap-Deutschland aufstieg, steht er vor der berühmten Nas-Frage: Wie setzt man das wichtigste Album seiner Diskografie fort? »Epic« beherzigt hier die alte Alf-Ramsey-Klausel des »winning team« und optimiert den minima­listischen »Vibe«-Signature-Sound aus repetitiven Ein-Satz-Hooks und autogetunten Silbendehnübungen auf brummigen Synthie-Spielereien für eine Doppelspitze aus Fler und Jalil. Doch so erhaben der Reduktions-Trap auf »Vibe« in sich ruhte, so kaugummizäh erstrecken sich die 17 Anspielpunkte des Follow-Ups durch ermüdende Wiederholungen in Wort und Beat. Seit wann wird eine Aussage eigentlich triftiger, wenn man sie einfach nochmal sagt? Eine vielleicht ignorierbare Schwachstelle, die, rückblickend betrachtet, auch das Abschlussviertel von »Vibe« bereits andeutete. Doch auf »Epic« können die (durchaus vorhandenen) Hits wie »Hype«, »Predigt« oder »Slowmotion« nicht als unterkühlte Fixpunkte dienen, da sie in der musikalischen Gebetsmühle steckenbleiben. Zudem dominiert Flizzy sämtliche Songs, Jalil wirkt stets wie ein, nun ja, Sidekick – übrigens ein Problem, das man der Future-Drake-LP auch attestiert hat. Was Fler außerdem mit Drake gemeinsam hat? Spätestens seit »Vibe« weiß er, wie man Trends, sagen wir mal, frühzeitig adaptiert – aber bedauerlicherweise auch totreitet. Das macht »Epic« leider genauso wenig zum deutschen »What A Time To Be Alive« wie »Classic« das deutsche »Watch The Throne« war.

Text: Killian Peters

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