Yung Lean – Frost God // Review

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(datpiff.com)

 
Auf den Instagram-Profilen der provinziellen 15-Jährigen mit ­Supreme-Website in der Zwischenablage sieht es aus wie in Stockholm 2013. Überall kleine Yung Leans, die sich durch einen Zeittunnel in die Gegenwart gemorpht zu haben scheinen. In Wirklichkeit war der aber sowohl modisch mit Polo-Caps und Funktionskleidungsuniform als auch soundästhetisch die Blaupause dieser Stilistik. Jetzt, 2017, ist er von seinen Kleinstadtklonen so weit entfernt, wie es nur geht. In Videos trägt er mittlerweile Blumenkleid statt 95er Air Max und »Frost God« klingt längst nicht mehr so infantil wie »Unknown Death 2002«. Leans Englisch ist klarer, die Beats flackern dissonanter, und die gerappte Bildsprache ist weniger plakativ. Trotzdem gibt es noch immer ätherische Synths, die durch den Zusatz von ölig am Boden wa­bernden Bässen zur futuristischen Meditationsmusik mutieren. Auch eskapistische Aggro-Hymnen voller Synthetik und Vampiervergleichen wie »Crystal City« mit einem unheimlich lockeren ASAP Ferg finden sich im Sad-Boy-Sumpf. Yung Lean ist seiner Zeit noch immer voraus. Seinen Soundentwurf, der mal als Cloudrap verschrien wurde, hat er längst in eine dunklere Richtung gelenkt: Arizona-Eistee-Flaschen und aufgesetzte Fernostästhetik spielen da keine Rolle mehr. »Frost God« beinhaltet den Sound der Zukunft für Reddit-User und all die Golddigger auf der Suche nach dem Neuen. Spätestens in drei Jahren ist die Yung-Lean-Ästhetik zu »Frost God«-Zeiten dann sicher auch auf deutschen Abipartys in der Provinz angekommen.

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