Young Thug: »Ich weiß nicht mal mehr, ob ich noch schreiben kann.«

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Als »Barter 6« erschien, dachten viele, es handle sich um das erste Young-Thug-Album. Dann hieß es von deiner Seite aber doch, dass es ein Mixtape sei. Wo liegt für dich der Unterschied?
Ein Mixtape ist etwas für die Straßen. Etwas, das du einfach machst, um im Game zu bleiben, ohne viel darüber nachzudenken. Das ist wie eine E-Mail, die du an Freunde schreibst, um mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Jeder hört sich Mixtapes an – und schmeißt sie irgendwann wieder weg. Aber bei einem Album musst du richtig zuschlagen. Das ist ein Objekt für deine Fans, die sich die Mühe machen, das Ding auch zu kaufen, weil sie wissen, dass es etwas Besonderes ist. Ich weiß, dass mir viele Menschen zuhören, aber nur die wirklichen Fans kaufen am Ende ein Album.

Apropos Album: Du sprichst immer wieder von »Hy!£UN35«. Was dürfen wir erwarten?
Zu allererst einmal hoffe ich, dass es dieses Jahr noch erscheint. Aber da bin ich mir nicht sicher. Das Ding ist verrückt. Ich habe versucht, Songs zu machen, richtige Songs. Das wird nicht der schnelle Stuff, der auf die Tapes kommt. Ein bisschen Kendrick Lamar, ein bisschen J. Cole – es muss ein richtiges Album werden, das trotzdem noch in den Clubs läuft. Ich kann dir die Produzenten verraten: London On Da Track, Wheezy, 808 Mafia, Mike Will Made It, Ricky Racks – die Leute, mit denen ich eben immer arbeite. Außerdem kommt bald ein Mixtape von mir mit Migos raus, ähnlich wie das Ding, das ich mit Gucci Mane gemacht habe. Es gibt einfach viel zu viele anstehende Projekte, um sie hier aufzuzählen.

 
Du machst Musik mit Leuten wie Gucci Mane und Birdman. Habt ihr auch geschäftlich miteinander zu tun?
Ich bin durch 300 Entertainment bei Atlantic gesignt, das ist meine einzige vertragliche Beziehung. Gucci Mane ist mein Bro, genauso wie Birdman. Wir arbeiten zusammen, aber das ist mehr eine Art Bruderschaft, ein Mob-Thing. Wir sind Freunde, da gibt es keine Notwendigkeit für Verträge. In einem gewissen Sinne bin ich bei ihren Labels gesignt, ja, aber da sind weder Anwälte noch Verträge im Spiel, kein Papierkram. Ich habe mit Gucci und Birdman mehr Zeit verbracht als mit den Leuten von 300 Entertainment, aber wir sind alle eine große Familie.

Ein anderer Artist, mit dem du angeblich zusammengearbeitet hast, ist Kanye West, richtig?
Ja. Als mein Song »Danny Glover« erschien, stand ich noch am Anfang meiner Karriere und war mir nicht so sicher, wo das Ganze hinführt. Aber wirklich viele haben den Song gefeiert, und Kanye war einer der Ersten, die es öffentlich gemacht haben. Seine Reaktion hat mich wirklich überrascht. Er meinte schließlich nicht nur, dass er den Song mag, sondern auch, dass er mit mir aufnehmen wolle. Wir haben uns dann tatsächlich getroffen und ein paar Tracks recordet. Ich mache gerade meine Mixtapes und weiß nicht, wie es bei ihm steht, aber für mich wäre es danach an der Zeit, dass wir uns um unseren gemeinsamen Scheiß kümmern. Ob unsere Aufnahmen in naher ­Zukunft erscheinen, weiß ich nicht. Aber ich fühle mich Kanye eng verbunden. Wir sind Freunde, das geht über ein Arbeitsverhältnis hinaus.

Du bist zum ersten Mal in Frankreich. Mit was für einem Bild bist du hierher gekommen?
Ich wusste nichts über Frankreich, aber ich bin mit demselben Bild hierhergekommen, das ich von allen Ländern habe, in die ich reise: Es ist weit weg, es ist anders, es wird kompliziert. Ich weiß, dass es befremdlich wird, jedes Mal wenn ich irgendwo ankomme. Aber wenn ich das richtig sehe, dann habe ich Fans hier, das beruhigt mich. Ich bin schließlich auch auf einer Tour und nicht im Urlaub. Und ich war schon mal in Europa, in London. Das war cool. ◘

Text: Fred Hanak

Dieses Interview erschien in JUICE #172 (Back Issues hier versandkostenfrei nachbestellen).Cover_172_RZ.indd

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