Young Thug: »Ich weiß nicht mal mehr, ob ich noch schreiben kann.«

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Als Young Thug am 11. November im Bataclan auf der Bühne steht, ahnt noch ­keiner der Anwesenden, welche furchterregenden Szenen sich zwei Tage später in dem ­Pariser Musikclub abspielen werden. An diesem Abend kommen die Schüsse allerdings noch vom Laptop. Sie begleiten ein paar dürftige MP3s der Young Thug’schen Diskografie, die in diesem Jahr bereits um drei Mixtapes und einen Sommerhit mit UK-Producer Jamie xx gewachsen ist. Auf der Bühne macht sich ein gut aufgelegter Young Thug ­daran, seiner Weirdness alle Ehre zu machen, indem er seine exzentrischen Vocal-Parts wahlweise mit körperkrümmenden Tanzeinlagen ergänzt. Vielleicht ist er einfach besonders gut gelaunt, schließlich ist es der erste Besuch des ATLien in Paris und überhaupt erst sein zweiter Aufenthalt in Übersee. Der Weg war aber auch weit. Thugger kommt schließlich »von einem anderen Planeten«, wie er JUICE-Außenkorrespondent Fred Hanak kurz nach seinem Auftritt im Gespräch verrät.

Du hast diesen Sommer bereits auf einem Festival in Paris gespielt, neben Rock-, Punk- und Elektronikgrößen. Das können wenige Rapper aus Atlanta von sich behaupten. Wie erklärst du dir diesen Erfolg?
Meine Stimme und meine Songs sind einzigartig im Game. Mir geht’s um Musik. Und die Leute verstehen das, ob in den Staaten oder hier. Es geht mir nicht um Rap oder Trap. Ich bin viel größer als das. Ich bin von einem anderen Planeten.

Allein in diesem Jahr sind bereits drei Mixtapes von dir erschienen. Du scheinst ziemlich viel aufzunehmen.
Ja, ich recorde vielleicht 15 bis 25 Tracks in der Woche – drei bis fünf am Tag, manchmal mehr. Was Mixtape-Material angeht: Ich habe wohl um die 4.000 Songs auf Lager, die noch niemand gehört hat.

 
Es heißt, dass du Songs in fünf Minuten schreibst. Wie arbeitest du?
Erst mal: Ich schreibe nie. Niemals. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich noch schreiben kann. (lacht) Alles, was ich mache, ist ein einziger Freestyle. Ich mache einen Beat an, rede irgendwas darüber, behalte ein paar Ideen und nehme nochmal auf, mit einer bestimmten Betonung. Meine Aufnahmen sind immer live. Manchmal gehe ich über Sachen noch mal schnell rüber, wenn mir etwas auffällt. Aufnehmen ist also ein wichtiger Schritt für mich, damit Ideen nicht verloren gehen. Deswegen bin ich auch so gut wie immer im Studio. Ich habe immer ein Mic in Reichweite. Und ich habe immer etwas zu tun.

Arbeitest du denn gerade an einem ­konkreten Projekt?
Die Leute müssen erst mal auf meine beiden »Slime Season«-Mixtapes klarkommen. Dann kommt der dritte Teil und auch das Album »Hy!£UN35«.

Wie kommt es eigentlich, dass du schon so viele Mixtapes veröffentlicht hast, aber dein tatsächliches Album immer noch aussteht?
Die Industrie will es derzeit so, gerade die Rap-Industrie. Du musst einfach immer am Start sein, da hast du kaum noch Zeit, an einem Album zu arbeiten. Du musst konstant Neues liefern, die Leute bei dir halten. Das ist natürlich eine Frage der Energie. Aber mach dir keine Sorgen über Leaks oder irgendwelche geklauten Radio-Freestyles. Mach einfach Songs. Mach Musik. Bring den Scheiß raus. So läuft das heute.

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