Nugat: »Ich bin totaler Fan [von Cloud Rap]« // UnderTheRadar

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Nugat

Ein gänzlich unbeschriebenes Blatt ist Nugat trotz seiner gerade mal 18 Jahre inzwischen nicht mehr. Mit seinem beeindruckend reifen Debüt »Beats x Beer x Green« zeigte der junge Beatkonstrukteur bereits vergangenes Jahr, dass man keineswegs die goldene Ära miterlebt haben muss, um sie neu interpretieren zu können. Den musikalischen Background bilden für Nugat in den ersten Jahren ohnehin nicht Nas, Biggie und Konsorten, sondern eher bekannte Vertreter des Rock- und Metal-Genres. Schon als kleiner Junge bekommt Nugat durch seinen Vater Klassiker von Elvis mit, das erste eigene Instrument hält er in der Hand, als er acht Jahre alt ist. Zur musikalischen Erziehung gehört anfänglich Saxophon-Unterricht, den Nugat aber nach wenigen Monaten abbricht, um sich die Skills autodidaktisch anzueignen. »Unterricht ist irgendwie nicht mein Ding gewesen. Ich fand es geiler, mich da selbst auszuprobieren«. Dem Saxophon folgen Schlagzeug und Gitarre, aber deutscher Sprechgesang auf Beats? Damals noch kein Thema. »Mein Cousin ist allerdings irgendwann mal auf dem HipHop-Film hängengeblieben und meinte, er muss mir unbedingt was zeigen«.

 

So kommt es, dass für Nugat die Kölner Huss&Hodn die ersten Berührungspunkte mit HipHop darstellen. Er ist angefixt von den drückenden Drums und den gecutteten Vocals und fängt an, sein Beat-Game mithilfe von Fruity Loops auszubauen. Das alles entlädt sich  letztes Jahr in der eingangs erwähnten Debüt-EP »BBG« und in Produktionen für andere Rapper wie Füffi, Gold Roger oder Holy Modee. Dabei ist dem 18-Jährigen wichtig, dass eine gewisse Harmonie zwischen ihm und seinen Kollaborateuren herrscht. »Wenn mir die Mucke gefällt, ich aber merke, dass der Typ voll der Affe ist, dann will ich auch nicht mit dem arbeiten. Hauptsache, man hat sich mal getroffen«. Zu den Produzenten, die sein Schaffen stilistisch beeinflusst haben, zählt Nugat unter anderem  Bennet On, Bluestaeb, Dexter und Figub Brazlevič. Mit der Frage nach musikalischen Idolen tut er sich jedoch etwas schwer. » Wenn ich sage, dass Jack Black für mich ein musikalisches Vorbild ist, dann hat das mit meinem Sound wenig zu tun. Ich höre einfach ziemlich viel Mucke«.

Für seine aktuelle EP ging es für den Instrumentalisten, seinen besten Kumpel und dessen Kamera durch Europa. Entstanden ist dabei in Retro-Optik getauchte Bewegtbilder-Melancholie, die die Soundgebilde auf »18« visuell unterstützt. Der Trip durch das Abendland zur Bebilderung der Instrumentale war als solcher zunächst nicht geplant. »Es war eher so, dass wir die Tracks gehört und uns gedacht haben: Deutschland passt nicht. Das sieht nicht nach Deutschland aus, das hört sich nicht nach Deutschland an«. Was Nugat auf »18« fabriziert, bewegt sich nicht nur im klassischen Sample-Bereich, sondern wagt innovativ-kreative Ausflüge, die Genregrenzen auflösen, ohne dabei gezwungen zu wirken. Dass sich der 18-Jährige keineswegs auf konservative und festgefahrene Ansichten beschränkt, zeigt auch seine Einstellung zu aktuellen Soundtrends wie Cloud-Rap oder Trap: »Ich bin totaler Fan davon und verstehe auch diese Hate-Welle nicht, von wegen ‚Das ist kein HipHop‘ und so. Es ist doch egal, wie man es nennt, solange es dope klingt. Mauli, Cosmo Gang oder LGoony: finde ich alles cool«. Ob er sich selbst in diesem Bereich ausprobieren möchte? »Joa, schon. Ich bin manchmal in Kontakt mit den Cosmos. Mal gucken, vielleicht passiert da ja was«.

Die Menge an Musik, die tagtäglich durchs Netz kursiert, ist unüberschaubar. Zwischen einer Menge Trash versteckt, blitzen immer wieder Rohdiamanten hervor: die nächsten Hypes der Stunde. #UnderTheRadar widmet sich ebenjenen Artists.

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