Kembe X: Top Dawgs best friend // UnderTheRadar

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Erstaunlich, welche Türen sich einem in der Musikindustrie durch ein vermeintliches Co-Sign öffnen. Eine Erkenntnis, über die Kembe X mehr als nur eine Line aufs Papier bringen kann. Nachdem der 21-jährige Rapper aus Chicago mehrfach mit Künstlern aus dem TDE-Camp zusammengearbeitet hatte, machten Gerüchte um eine mögliche Unterzeichnung bei den Kaliforniern die Runde. Ein getweetetes Bild von ihm und einer Kette mit der Aufschrift der heiligen drei Labelbuchstaben beflügelte die Diskussion. Obwohl das irrtümliche Signing letztendlich nur eine geglückte Anfütterung der Hypebeasts gewesen ist, bleibt unter dem Strich festzuhalten: Allein die Erwägung, dass Kembes Neuaufnahme zum Raplabel mit der derzeit weltweit höchsten Talentdichte als plausibel erschien, galt als modernes Pendant zu einem Ritterschlag. Plötzlich wurde KX vom Geheimtipp zum Stammgast sämtlicher Blogs.

 

Aufgewachsen in einem zutiefst christlichen Haushalt kam die Rap-Taufe von Dekembe Jabaris, so Xs bürgerlicher Name, durch die Hand Yeezys und den Märschen von »Jesus Walks«. Seine Leidenschaft zum Reimen entdeckte er durch erste Versuche im Schreiben von Gedichten, bis ihn familiäre Probleme aus der Bahn warfen. Ein Schulabbruch mit 15 Jahren war die Folge. Zunächst als Mittel um die unbegrenzte Freizeit zu bewältigen und nicht in Lethargie zu versacken, kombinierte Kembe zusammen mit seinem Kumpel Alex Wiley die neugewonnen Interessen Schreiben und Rap. Einige Party-Bullshit-Songs später erkannten die Zwei, dass sie deutlich mehr Talent für das Sprechreim-Ding mitbrachten als die anderen Jungs aus der Gegend. Nach einer Heimlichtuerei um ihre ersten Aufnahmen brachte X sein Mixtape »Self Rule« im Herbst 2011 raus. Ausgerechnet das Wirtschaftsmagazin Forbes adelte es zu einem der besten Mixtapes des Jahres.

Schon damals zeichnete sich Kembes-Sound als ein Paradebeispiel seiner Generation aus, die einen eigenen Mix aus bodenständigem Conscious-Rap mit einem attitude-behafteten Streben nach Materialismus vereint. Assistiert durch seine energische, dunkle Stimme führten die folgenden Jahre über das Mixtape »Soundtrack II Armageddon« und zwei EPs, Features mit Ab-Soul und einer innigen Freundschaft zu Isaiah Rashad nach Killer-Cali. Dort entstand schließlich sein Debütalbum »Talk Back«.

 

Um eine beeindruckende Albumpremiere abzuliefern, nutzt Kembe, der mittlerweile als »Freund der Familie« gilt, sein TDE-Momentum. Besonders die bereits vorab erschienenen Singles »Buried Alive«, »Welcome To America« und »Talk Back« überzeugen mit großflächigen Instrumentals und aussagekräftigen Lyrics über den Wunsch nach der endgültigen Selbstverwirklichung. Frei nach dem Motto: »I got visions of the world being mine – but the world is not enough«. Gastauftritte kommen von den ebenfalls aufstrebenden Roméo Testa, Zacari P und seinem Day-One-Buddy Alex Wiley. Heruntergebrochen auf das Wesentliche ist »Talk Back« das beste Indiz dafür, dass Kembe X auch ganz ohne den offiziellen Segen der großen Namen dazu im Stande ist, eigenständig etwas Unverwechselbares zu erschaffen. Mit dieser Fähigkeit ist er seinen Altersgenossen mehr als eine Dreadlock-Länge voraus.

Die Menge an Musik, die tagtäglich durchs Netz kursiert, ist unüberschaubar. Zwischen einer Menge Trash versteckt, blitzen immer wieder Rohdiamanten hervor: die nächsten Hypes der Stunde. #UnderTheRadar widmet sich ebenjenen Artists.

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