Ufo361 – Ich bin 3 Berliner // Review

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(Stay High / Groove Attack)

Man kann diese Rocky-Story nur lieben: aufgewachsen in Kreuzbergs 36. Kammer, hatte man Ufo361, Sprüher und Straßenjunge, nach dem Ende von Hoodrich schon gar nicht mehr auf dem Schirm. Ein paar Drill-Beats der Broke Boys, 35 (!) Millionen Youtube-Klicks und ein rein digitales Top-15-Album später, wird er auf »Berliner«-Tour dreimal in Frankfurt spielen, das Huxley’s im heimischen Kiez vollmachen und sowieso alles ausverkaufen. Ein Hype, der seinesgleichen sucht, iz da. Dass Ufuks Aufstieg, der – wallah – nicht über Nacht kam, mit einer Trap-Transformation einher­ging, ist für so manche Kartoffel schwer verdaubar. Und so absurd das auf seiner momentanen Welle auch klingt: Aus diesem neuen deutschen Neid zieht Ufuk seine Motivation. »Ich bin 3 Berliner«, das Ende der Trilogie, ist sein bisheriges Meisterstück, eine Abrechnung – und wäre etwas kürzer ein astreiner Trap-Psychothriller. »Du weißt, wo ich wohn« zelebriert die Willkommenskultur am Kotti mit Baba Haft, der über brachiale Beats im 70-BPM-Be­reich seine Bestimmung gefunden hat und sich in absurd-genialen Techniksphären bewegt. »Multikulti ist gescheitert« in Angies Kafa. Der temporäre Trap-Tenor: alles fürs Team, die Familie, die, räusper, Gäng  – keiner croont ihn gerade krächzender, trippiger, und, jajajaja!, authentischer als der mehrfache Hauptstädter. Ufo ist so Berlin wie Currywurst und Döner, Bier am Sonntag und der Mief der U8. Auf der Suche nach dem »Gin des Lebens«, mal auf Nase, mal chopped & screwed, immer verschwommen, benebelt, betörend. Was nicht passt, wird passend autogetunet: Deutschtrap mit Echtheitszertifikat, Straßenvergangenheit und Stadionzukunft. Noch so ein Alleinstellungsmerkmal: der Endzwanziger im zweiten lila Frühling (siehe: Haare und Scheine) kommt mit seinem Hit-Horizont in fast allen Universen zurecht – ob Gottesehrfurcht mit Hanybal, Ticker-Talk mit Capital Bra und Xatar oder Player-Probleme mit dem seelenverwandten Pillenschmeißer Yung Hurn. Neben den eh starken Singles und dem »Shook Ones«-Moment mit Gzuz, entpuppt sich »Wann wenn nicht jetzt?«, das »Palmen aus Plastik«-Update mit RAF Camora, zum bisher zwingendsten Sommer-Tune des noch jungen Jahres. Und weil es so oft ums Mula geht: Hi Haters, die nächste Runde geht auf Ufos Nacken.

Text: Kilian Peters

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