Übernahme: Rapper räumen bei den Grammys 2017 ab // Recap

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Sieben Mal nominiert, drei Grammys abgeräumt (Best New Artist, Best Rap Album für »Coloring Book«, Best Rap Performance für »No Problem«) und betrunkene SMS-Glückwünsche von »Broski« Drake obendrauf: Chance the Rapper hatte einen verdammt guten Abend bei der gestrigen Grammy-Verleihung. Der Höhepunkt war wohl seine Performance von »All We Got« und »How Great« inklusive Gospelchor und Auftritten von Kirk Franklin und Tamela Mann. Ohnehin war die 59. Grammy-Verleihung ein Fest für HipHop Heads. A Tribe Called Quest begannen ihr Medley zum Beispiel mit dem 90s-Classic »Award Tour« und feuerten gemeinsam mit Anderson. Paak nochmals Schüsse in Richtung Weißes Haus beziehungsweise Trump Tower und »President Agent Orange« ab.

Für das wenig politische, dafür umso viralere »Hotline Bling« wurde Drake währenddessen gleich zweimal geehrt (Best Rap/Sung Performance, Best Rap Song), auch wenn er sich die Grammophone aufgrund seiner Europatour nicht persönlich abholen konnte. Ebenfalls fern, jedoch aus Protest, blieb Kanye West. Schon im Voraus hatte Yeezy angekündigt, die Verleihung zu boykottieren, sollte Frank Ocean nicht für sein Album »Blonde« geehrt werden. Ein absurder Kanye-Awardshow-Moment blieb also aus. Meme-Jäger hat’s zum Weinen gebracht, alle anderen waren aber vermutlich ziemlich erleichtert, ihren Preis auch sicher nicht von Aggro-Yeezus aus der Hand gerissen zu bekommen.

Die höchsten Wellen schlug jedoch Beyoncé mit ihrem Auftritt. Derzeit hochschwanger mit Zwillingen, in goldener Robe gekleidet und mit Krone geschmückt, untermauerte sie ihren Status als derzeitige Queen of Pop – auch wenn das eh längst jedem klar ist. Mit »Love Drought« und »Sandcastles« zeigte uns Bey die ruhige, wenn auch nicht weniger bedeutungsvolle Seite von »Lemonade«. Während sie noch beim Super Bowl im letzten Jahr eine wütende »Formation«-Performance hinlegte, hieß es jetzt: »There is a curse that will be broken / one thousand girls raise their arms now that reconciliation is possible / if we’re gonna heal, let it be glorious«. Was immer du sagst, Queen B, auch wenn der Grammy für das Beste Album an Beyoncé-Fangirl No.1 Adele ging, deren Dankesrede eher einer Lobhymne an »the artist of my life, Beyonce« glich.

Drizzy und Chance hielten also letztlich die Fahne für HipHop bei den Grammys hoch und diese Mischung ist nicht verkehrt. Von Afro-Pop-Beats getriebene Autotune-Abfahrten und im positiven Sinne überladener Gospel-Rap, der vor allem klug sein will, funktionieren als Beweis dafür, wie vielfältig Rapmusik mittlerweile sein kann ganz hervorragend. Sogar ganz ohne Kanyes Anwesenheit.

 

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