The Krauts [Interview]

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David Conen, Vincent von Schlippenbach und Dirk Berger sind ­produktionstechnisch vielleicht das Beste, was Deutschland auf der anderen Seite der Gesangskabine zu bieten hat. Seit sie 2006 für »Ding« das erste Mal mit Seeed im Studio ­standen, drückt das Trio der deutschsprachigen Großstadtlyrik seinen satten Sound ­mitten in die Magengrube. Und Sound sei in diesem Fall breit gedacht – schließlich geht ­sowohl der orchestrale Berlin-Soundtrack des Dekaden-definierenden Albums »Stadtaffe« als auch das synthetisch aufgeladene, HipHop-verändernde »Zum Glück in die Zukunft« auf die Kappe der drei Produzenten, bestehend aus zwei Dritteln der ­verkannten ­Berliner HipHop-Band Moabeat und einem Kölner Gitarristen. Der großen ­Öffentlichkeit entzieht man sich derweil jedoch konsequent. Die Krauts sehen sich eben mehr als Schrauber und Tüftler denn als Rockstars. Lederkutte oder Blaumann? Quatsch, hier trägt man Kittel.
 
Ursprünglich waren wir im Heim-Studio der Krauts verabredet, im Kreuzberger Reiche-Kiez. An jenem heimeligen Ort, an dem in den letzten Jahren der Großteil der Musik der Krauts entstand. Hier arbeiteten sie seit »Zum Glück in die Zukunft« an den aktuellen Alben von Miss Platnum (»Glück & Benzin«), Yasha (»Weltraumtourist«) und natürlich wiederum Marteria (»Zum Glück in die Zukunft 2«), sowie en famille an der Platin-EP »Lila Wolken«. Dieses Studio war der Mittelpunkt, um den ein Großteil der aktuell spannenden Großstadtmusik mit Berliner Prägung kreist. Am Tag des Interviews stehe ich jedoch nicht in Kreuzberg, sondern vor dem Flughafen Tempelhof. Ein Ehrfurcht erweckender, neoklassizistischer Bau, der im vergangenen Jahrhundert mehrfach im Mittelpunkt der Berliner Geschichte stand und heute, wo der Flugbetrieb längst eingestellt ist, ein Exempel statuiert für die hauptstädtische Zerrissenheit zwischen anarchischer Freiheitsliebe und städtischer Haushaltssanierung.
 
Irgendwo im linken Flügel des Komplexes, der sich über mehrere hundert Meter erstreckt, befinden sich die Candybomber Studios. Die Räumlichkeiten wurden zuletzt von der C.I.A. genutzt. 2007, also kurz bevor das letzte Flugzeug in Tempelhof landete, mieteten der Komponist Paul Lemp und der Engineer Ingo Krauss die Immobilie an, um sich den Traum vom komplett selbst eingerichteten Studio zu erfüllen.
 
Tatsächlich fühle ich mich gefangen im feuchten Traum eines jeden Sound-Design-Nerds, als ich die Studioräume betrete. Ich verstehe also sofort sehr gut, warum sich in der jüngeren Vergangenheit bereits Bands wie Die Ärzte, die Beatsteaks, Tocotronic und The Stooges hier eingemietet haben. Überall stehen Pre-Amps und Synthesizer, im Zentrum des Raumes befindet sich ein großes graues Pult, das 1958 von der deutschen Grammophon gebaut wurde, wie mir Paul Lemp später erzählt. Obwohl das Pult vermutlich eine Tonne wiegt, wirkt es auf eine schräge Art filigran und schön. Hier wird später ein Großteil unserer Foto-Session mit den Krauts stattfinden.
 
Vincent von Schlippenbach, aka DJ Illvibe, war für das Shooting extra in einem Kostümladen und hat Arztkittel für das ganze Team gekauft. Der Grund? »Wir werden ja nicht sonderlich häufig fotografiert, deswegen wollten wir uns hierfür etwas Spannendes überlegen. Irgendwie landeten wir bei einem Fotoband über die Abbey Road Studios in London. Als die Beatles dort aufnahmen, trugen die Engineers noch weiße Kittel – Sound- Design galt noch als eine Art Wissenschaft. Und da wir in gewisser Weise häufig sehr genau und deutsch arbeiten, fanden wir, dass dieser Look sehr gut zu uns passen müsste«, erklärt mir Illvibe. Bevor es losgehen kann, muss noch geklärt werden, wer von ihnen auf den Fotos nur Hemd und Schlips, wer die Jacke geschlossen und wer sie offen trägt – die Krauts präsentieren sich so genau und detailverliebt, wie ihre Musik klingt.
 
Warum seid ihr mit Miss Platnum ins Candybomber Studio gegangen, anstatt in eurem eigenen aufzunehmen?
DJ ILLVIBE: Als Ruth [Miss Platnum; Anm. d. Verf.] sich dazu entschied, ein Album auf Deutsch aufzunehmen, wollte sie sich auch musikalisch komplett neu erfinden und nicht mehr nur HipHop mit Balkanpop-Elementen kombinieren. Aber zwischen dieser Initialidee und »Glück & Benzin« lag eine lange Reise, im Laufe derer wir sehr viel ausprobiert haben. Als wir hier ins Studio gegangen sind, hatten wir für das Album zunächst einen sehr orchestralen Sound im Kopf. Als wir dann aber hier saßen, sind wir schnell davon abgekommen. Das Spannende an diesem Studio ist, dass man hier noch klassisch auf Band aufnehmen kann. Gesang, Band und nur vier Spuren zur Verfügung. Am Ende war uns das dann wiederum zu retro, also haben wir uns nach den hiesigen Sessions quasi selbst gesamplet, das Ergebnis erneut geloopt und ganz viel hinzugefügt und weggeschmissen.
 

 
Wie sehr passt denn diese wissenschaftliche Herangehensweise an ­Musik, die in den Abbey Road Studios zur Anwendung kam, zu eurer persönlichen Arbeitsweise?
DIRK BERGER: Wir sind keine Elektroniker, aber der Sound unserer Musik ist uns schon sehr wichtig.
MONK: Ich glaube, wir arbeiten einfach sehr konzeptuell. Wir wissen in der Regel von Anfang an, was wir nicht wollen, und haben für jeden Song ein Konzept im Kopf.
MONK: Trotzdem ist natürlich alles erlaubt, wenn wir Musik machen. Wir wollen einfach einer Linie folgen und stets etwas machen, was es bis dato noch nicht gegeben hat. Um solche Ansprüche zu erfüllen, braucht man jedoch einiges an Vorbereitung.
 
Wie viel von eurer Musik entsteht am Ende dennoch zufällig?
BERGER: So konkret kann man das gar nicht sagen. Es gibt Tracks, bei denen die Ursprungsidee ganz zufällig bereits die richtige ist, aber manchmal arbeiten wir auch Tage und Wochen an einer Idee.
DJ ILLVIBE: Wir sind ja zu dritt, da beeinflusst man sich am Ende gegenseitig. Wir komponieren nicht, wir setzen zusammen.
MONK: Beim ersten Teil von »Zum Glück in die Zukunft« wollten wir ursprünglich nur mit alten Synthesizern arbeiten, also zogen wir los und haben uns alles mögliche an Equipment zusammengesucht. Wir wollten wieder etwas dreckiger werden und wärmere Drums aufnehmen, hatten keinen Bock auf Claps, britzelnde Hi-Hats und Trap-Sound. Stattdessen wollten wir viel mit Julian Williams arbeiten, um dem Sound dieses Outkastige, diese Choräle und auch etwas L.A. hinzuzufügen. Was aber am Ende mit unseren Ideen passiert, ist komplett vom Künstler abhängig. Welche Beats der mag, wie er die Hook entwickelt, das können und wollen wir nicht beeinflussen.
 
Entstehen diese Grundideen bereits ­gemeinsam mit dem jeweiligen Künstler?
DJ ILLVIBE: Ja und nein. Wir haben auch vorher schon unsere eigene Vorstellung; Sachen, die wir alle gerade feiern. Manchmal schleicht sich aber auch bei uns eine Trap-Hi-Hat ein, bei der Marten [Marteria; Anm. d. Verf.] sagt, dass er die scheiße findet, und dann entfernen wir die.
MONK: Dadurch, dass wir meist ganze Alben gestalten, können wir immer mit einer großen Vision in die Arbeit einsteigen. Viele produzieren einzelne Songs auf unterschiedlichen Alben und wollen denen dann einen wiedererkennbaren Trademark-Sound verpassen. So denken wir überhaupt nicht.
 
Wie wichtig ist dieses Format im Jahr 2014 noch?
DJ ILLVIBE: Auch ich picke mir manchmal bei iTunes nur die Songs heraus, die ich wirklich gut finde. Trotzdem freue ich mich immer über Alben, die ich im Ganzen kaufen möchte.
MONK: Das Album-Format ist deshalb wichtig, weil man damit ein größeres Statement machen kann. Wenn ein Album eine runde Sache ist, dann muss darauf nicht jeder Song die totale Bombe sein, damit das Ergebnis einen großen Effekt hat. Ein rundes Album bringt einem Künstler noch immer mehr als drei gute Singles. Nicht umsonst waren »Zum Glück in die Zukunft« oder das Kendrick Lamar-Album etwas ganz Neues, auf das sich in der Folge sehr viele Leute berufen haben. Es ist schön, an etwas beteiligt zu sein, das irgendwie die Zukunft beeinflusst. Aber dafür brauchst du einfach ein Album – als größeres Ausrufezeichen.
 

 
Was für ein Ausrufezeichen ist »Zum Glück in die Zukunft 2«?
MONK: Es sollte ein wenig weg vom Glatten, weg vom Pop. Das war uns und auch Marten sehr wichtig. Natürlich hat es trotzdem krasse Pop-Momente, aber diesen »Lila Wolken«-Style haben wir zu den Akten gelegt. Etwas Raueres passt auch einfach besser in die heutige Zeit, weil die Welt in den letzten Jahren viel rougher geworden ist. Diese Entwicklung widerzuspiegeln, das war unser Anliegen.
DJ ILLVIBE: Wir haben mit HipHop-Drumloops gearbeitet, bei denen man meint, sie irgendwo schon mal gehört zu haben, ohne dass sie zu sehr nach Retro und Boombap klingen. Wir nehmen uns also bestimmte ­Dinge aus der Vergangenheit und schaffen aus denen etwas Neues. Wir kombinieren sehr gerne alt und neu – Dinge, die eigentlich nicht zusammenpassen. Oldschoolige Beats sind in den letzten Jahren ja auch wiedergekommen. Wir wollten das aber nicht kopieren, sondern nach 2014 klingen, ohne diesen speziellen Vibe zu verlieren.
 
Und »Glück & Benzin«?
MONK: »Glück & Benzin« ist unser Versuch, von einer Frau gesungenen, deutschen Pop zu etablieren, der trotzdem Urbanität und HipHop in sich trägt. So etwas gibt es hierzulande bisher nicht.
BERGER: Uns geht es immer darum, dass wir mit dem jeweiligen Künstler erarbeiten, was ihn oder sie gerade musikalisch wie textlich umtreibt. Was uns bewegt, ist dabei eher nebensächlich.
DJ ILLVIBE: Wir sind ja kein Produzententeam, das Songs schreibt und die im Anschluss von Künstlern interpretieren lässt. Wir hängen ganz viel mit denen zusammen, um herauszufinden, was die wollen. Gleichzeitig sind »Glück & Benzin«, »ZGIDZ2« und »Weltraumtourist« auch für uns drei persönlich wichtig. Trotzdem: Jeder von uns kann immer ein Veto gegen einzelne Stücke einlegen. Bis von uns mal was nach außen dringt, durchläuft das eine sehr strenge Qualitätskontrolle.
 
Wie wichtig sind Referenzen, wenn ihr mit Miss Platnum, Yasha oder Marteria an einem Soundbild feilt?
DJ ILLVIBE: Von Inspiration kann man sich nicht frei machen. Wir sind zu dritt, und jeder von uns mag aktuelle und ältere Sachen. Das, was wir alle drei geil finden, die Schnittmenge, ist letztendlich entscheidend dafür, wohin sich unsere Musik entwickelt.
BERGER: An Inspiration kann man sich sehr gut entlanghangeln, wenn einem im Studio mal nichts einfällt. Dann sagt einer: Denk an Outkast! Denk an Company Flow! Und dann läuft’s.
MONK: Referenzen machen auch das Erklären sehr viel einfacher. Dann versteht jeder, wovon man redet. Trotzdem kommen wir immer zu ganz eigenen Ergebnissen. Wir könnten die Vergangenheit gar nicht kopieren, schließlich befinden wir uns in einer anderen Zeit, in einem anderen Studio und mit anderen Menschen.
 
Ihr wollt vielleicht keinen Trademark-Sound entwickeln, trotzdem lässt sich auf all euren letzten Produktionen ein roter Faden erkennen.
MONK: Freut mich, dass du das sagst, aber bewusst passiert das nicht.
DJ ILLVIBE: Häufig ist ein Trademark ja einfach eine Frauenstimme, die »Maybach Music« sagt oder eine ganz bestimmte Snare – so wie die, die die Neptunes am Anfang immer benutzt haben. Wir versuchen immer, Samples, Live-Zeug und Elektronisches zusammen­zuschmeißen und dann – das Wort nervt mich zwar, weil das immer nach »wertiger« Soul-Musik klingt – etwas organisches dabei heraus­zubekommen. Wir haben aber in jedem unserer Songs Elemente, die einfach lebendig sind, am Ende dann aber doch ­wieder durch den Wolf gezogen werden.
MONK: Wenn wir einen Trademark haben, dann ist es diese Kombination aus Live-­Musik, Samples und programmiertem Sound.
 
Wie wichtig sind Samples für eure Musik?
MONK: Sehr wichtig. Heute rennen ja fast nur noch die Boombap-Leute durch die Plattenläden, um nach Samples zu suchen. Aber während die meistens einfach ein Sample loopen und darauf etwas programmieren, ­gehen wir damit an einen Ort, der mit der Quelle gar nichts mehr zu tun hat. Dennoch ist das Sample immer der erste Baustein, auf dem alles, was danach kommt, aufbaut.
DJ ILLVIBE: Für mich sind Samples der ideale Ausgangspunkt für Inspiration, weil sie einem immer eine bestimmte Stimmung mitgeben – selbst wenn sie am Ende, wenn auch nur aus rechtlichen Gründen, doch noch aus dem Song fliegen. Wir samplen mittlerweile ja kaum noch Soul-Klassiker, sondern eher Fünfzigerjahre-Elektronik, Blasmusik oder Freejazz und solche Noise-Geschichten. Dann jagt man so ein obskures Ding durch einen Gitarren-Effekt, und schon hat man einen Moment, den alle feiern.
 
Eure Musik spricht sowohl Nerds als auch Radiohörer an. Habt ihr eine Erklärung dafür?
MONK: Ein guter Song ist ein guter Song – unabhängig von der Produktion. Und wir haben das große Glück, mit Künstlern zusammenzuarbeiten, die verdammt gute Songs schreiben. Wir müssen ihnen nur ­dabei helfen, das auf den Punkt zu bringen. Am Ende sorgen wir in erster Linie dafür, dass die Stücke geschmackvoll klingen. Und das gefällt am Ende Radiohörer und Musik-Nerds gleichermaßen.
DJ ILLVIBE: »Kids« zum Beispiel klingt eigentlich nicht wie eine typische Single. Aber es hat eben diese Kindermelodie, die sehr catchy ist. Für das Radio braucht man so ein einfaches Element, das jeden anspricht. Trotzdem sind wir drei totale Nerds und Frickler. Wir hören sehr viel Musik, die eigentlich extrem weit draußen ist. Dirk und ich spielen manchmal in Freejazz-Bands und Monk steht total auf experimentelle Elektronik. Gleichzeitig mögen wir aber auch Popmusik. Wir sind keine Snobs, die nur auf Pitchfork nach neuen Songs suchen, wir hören auch gerne mal Radio.
 

 
In den letzten Jahren hat man euch, Marteria, Yasha und Miss Platnum fast schon als Familie wahrgenommen. Wie wichtig ist ein Gemeinschaftsgefühl für das, was ihr musikalisch macht?
BERGER: Es ist schon anders, als wenn man mit Künstlern arbeitet, die nicht zur Familie gehören. Ich kann nicht sagen, dass das eine besser als das andere ist, aber in den letzten Jahren war das definitiv in erster Linie Family-Business. Mit Leuten, mit denen man auch privat sehr eng ist, kann man eben krassere Sachen machen, die mit anderen nicht funk­tionieren würden.
MONK: Trotzdem sind wir kein elitärer Kreis. Ich glaube auch nicht, dass man zwingend eine solche Bindung zueinander braucht, um gute Musik machen zu können. Man muss sich sympathisch sein, das feiern, was der andere tut und eine gemeinsame Basis finden. Dann kann man auch eine großartige Platte zusammen machen und sich danach nie wieder sehen.
DJ ILLVIBE: Das ist wirklich nicht so verschworen, wie es nach außen aussieht. Wir haben einfach ein ganz gutes Netzwerk an Leuten, und dadurch wissen wir eben auch, wen wir anrufen müssen, wenn wir mal eine Talkbox brauchen. Das ist auch ein Teil unseres Jobs. Wir können und müssen als Produzenten nicht alles können, selbst zu dritt nicht. Deswegen rufen wir regelmäßig Leute an, die irgendein Instrument besser beherrschen als wir. Zum Beispiel arbeiten wir sehr häufig mit Moses Schneider [Produzent von u.a. den Beatsteaks, Tocotronic und Turbostaat; Anm. d. Verf.] zusammen. Ich finde es allgemein unglaublich bereichernd, mit möglichst vielen verschiedenen Leuten Musik zu machen.
 
Wie sehr verändert es euren Arbeitsprozess, wenn ihr mit unterschiedlichen Künstlern arbeitet?
DJ ILLVIBE: Das kommt immer darauf an, was der Künstler selbst bereits mitbringt. Marteria zum Beispiel hatte bereits ganz viele Konzepte dabei, als wir mit »Zum Glück in die Zukunft 2« begannen. Dirk und ich schreiben selbst ohnehin nur wenig an den Songs mit, aber Monk hat sich beim ersten Teil viel stärker textlich eingebracht als beim zweiten. Das hat Marten dieses Mal komplett selbst gerockt.
BERGER: Bei Miss Platnum hingegen ging es für Ruth und uns zunächst darum, für sie eine eigene Sprache zu finden. Sie hatte sehr viele Ideen, war sich aber noch unsicher – schließlich war das Texten auf Deutsch komplett neu für sie.
DJ ILLVIBE: Marten und Marlo [ehemaliges Mitglied von Moabeat; Anm. d. Verf.] haben wir dafür auch dazu geholt. Für »Glück & Benzin« war es wichtig, dass wir alle auch unseren textlichen Input geliefert haben.
 
Ruth hat mir erzählt, sie wollte Pop-Texte mit »Swag« schreiben. Wie habt ihr das umgesetzt?
DJ ILLVIBE: Was Ruth nicht wollte, war ein Album mit R’n’B-Texten, die ins Deutsche übersetzt wurden, weil die häufig so sülzig klingen. Deswegen wollte sie lieber mit Leuten aus der Rap-Ecke schreiben.
MONK: Rapper gehen einfach ganz anders mit Sprache um. Sie haben viel mehr Worte unterzubringen und beugen deswegen die Sprache unheimlich. Auch rhythmisch könnten viele Sänger etwas von Rappern lernen. Sie sind, was das angeht, viel variabler – und natürlich spielt Rhythmik eine unglaublich große Rolle, wenn man von »Swag« spricht.
 
Ihr habt innerhalb von weniger als einem Jahr drei Alben fertig gestellt. Mit wem arbeitet ihr jetzt gerade?
BERGER: Mit niemandem. Wir machen gerade erstmal eine kreative Pause und bauen ein neues Studio.
DJ ILLVIBE: Wir haben zehn Jahre lang im selben Studio gearbeitet und brauchten einfach mal einen Tapetenwechsel – einen großen Balkon, mehr Platz, einen Aufenthaltsraum und eine schöne Aussicht.
 
Besorgt ihr euch auch neues Equipment?
MONK: Das nicht, es geht uns in erster Linie um den Ortswechsel. Deswegen fahren wir zum Aufnehmen auch so häufig weg, gehen in ein Ferienhaus oder so. Ein Szenerie-Wechsel ist immer sehr inspirierend und befreiend. Je geiler die Umgebung, desto besser kann man am Ende arbeiten. Deswegen auch das größere Studio – wir hoffen, dass wir darin noch freier im großen Stil träumen können.
 

 
Könnt ihr euch vorstellen, Berlin irgendwann dauerhaft zu verlassen?
MONK: Wir werden das in diesem Jahr mal austesten und ein wenig länger nach London oder New York gehen.
DJ ILLVIBE: Ganz aus Berlin weggehen werden wir allerdings vermutlich nie. Dazu finden wir es immer noch viel zu geil hier.
 
Text: Sascha Ehlert
Fotos: Sascha Haubold

 
Dieses Interview ist erschienen in JUICE #158 (hier versandkostenfrei nachbestellen).
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