Terius Nash – 1977

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Einer der erfolgreichsten R’n’B-Songwriter der letzten Jahre veröffentlicht ein neues Album – für umsonst im Internet. Eigentlich verschenktes Geld. Aber The-Dream hat aktuell anscheinend ein oder zwei Probleme mit seiner Plattenfirma – und so tauchte »1977« wie angekündigt unter seinem bürgerlichen Namen Terius Nash vor wenigen Stunden als Gratis-Download auf seiner Website auf.

Kaum zu verstehen, warum Def Jam aktuell die Veröffentlichung von »The Love, IV (Diary of a Mad Man)« blockiert. Schließlich hat The-Dream nicht nur drei erfolgreiche Solo-Alben veröffentlicht – er stattet auch weiterhin die allererste Popstar-Garde (Rihanna, Beyonce u.v.m.) mit Welt-Hits aus seiner Feder aus. Nun, zumindest bedeutet das, dass wir heute direkt ohne große Umwege ein neues Album des Songwriters hören können, der R’n’B in den letzten Jahren maßgeblich geprägt hat: Durch die Art und Weise, wie er mit einer HipHop-Herangehensweise die Probleme mit der Welt und vor allem mit den Frauen direkt und explizit anspricht. Durch sein ausgesprochen gutes Gespür für innovative Produktionen und frische Melodien. Und nicht zuletzt durch zahllose Hooks für die Ewigkeit. The Weeknd und Frank Ocean würden ohne ihn wohl auch anders klingen. Kurz und knapp: Terius Nash ist der legitime Nachfolger des Schlafzimmer-Königs Robert S. Kelly und damit Impulsgeber für Rapper wie Kanye und Drake und klares Vorbild für die neue R’n’B-Generation.

Und »1977« ist ein angemessener Nachfolger von »Love King«. Kein einziger Song klingt nach Ausschussware vom nächsten, »großen« Album, für das angeblich bereits Kanye West, Lil Wayne, Jay-Z, Drake, Mary J. Blige, Dr. Dre. und R. Kelly mit dem »Radio Killa« im Studio waren. Der Verwendung seines bürgerlichen Namens angemessen steht hier aber voll und ganz Terius selbst im Mittelpunkt. Okay, zwischendurch gibt er einer Dame namens Casha die Möglichkeit, uns ein Lied zu singen. Big Sean bezirzt die Damen-Welt und Pharrell schafft es tatsächlich, The-Dream zum Rappen zu bringen.

Auf diesen Kollaborationen stellt er sich selbst im Sinne des Titels seines letzten Langspielers als beinahe übermenschlicher, reicher König der Liebe dar. Die stärksten Songs sind trotzdem erneut die, in denen Mr. Nash sich selbst und seine Beziehungen kritisch beleuchtet. Er singt auf dem eröffnenden »Wake Me When It’s Over« von einer dieser Frauen, die einen jeden Tag aufs Neue nerven – und der man dann doch wenige Stunden später wieder und wieder verzeiht. Man weiß nicht warum, ändern lässt es sich auch nicht. Will man eigentlich auch gar nicht. Wenn man sie dann wieder in diesem roten Kleid sieht.

Auf »1977« geht es also besonders um die vertrackten bis ausweglosen Beziehungen. Das einleitende Süßholzgeraspel und die Schwerelosigkeit zu Beginn einer Beziehung wird komplett übersprungen. Das geht sogar so weit, dass Terius das Gefühl hat, er müsse mit den Drogen so richtig loslegen und die Hochzeit dieser einen Dame crashen, die ihm den Kopf so sehr verdreht hat, dass er kaum noch klar denken kann (»Wedding Crasher«).

Bislang wurde das Jahr in Sachen R’n’B auffallend stark von jungen Sängern dominiert, die ganz offensichtlich das eine oder andere mal die »Love«-Trilogie gehört haben. Aber der aktuelle König des Genres ist und bleibt auf absehbare Zeit Terius »The-Dream« Nash.

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