Summer Cem – Feierabend // Review

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(German Dream/7 Days/Sony)

Wertung: Drei Kronen

Es gab mal eine Zeit, in der Summer Cem wirklich das nächste große Ding hätte werden können. Im Fahrwasser des zum damaligen Zeitpunkt recht erfolgreichen Weggefährten Eko Fresh kreierte man – bewusst oder unbewusst – einen beispiellosen Buzz inklusive Raptile-Remix mit Musikfernseh­rotation und kurz darauf nachgeschobenem Mixtape mit dem visionären Titel »Summer Cem wird ein Star«. Was dann passierte: erst mal lange Zeit gar nichts. Inzwischen hat sich die Welt weitergedreht, technisch okayes Punchline-Gerappe interes­siert momentan niemanden mehr so richtig. 2011 erscheint nun mit »Feierabend« nach knapp zehn Jahren Rapkarriere und damit leider etwas spät endlich das Debüt von Summer Cem. Und, welch Wunder, es enttäuscht leider überwiegend. Die Laserkraft 3D-Hommage »Laser« ist leider gleich schwach auf der Brust wie das »Es ist soweit«-Auto-Tune-Sequel »Madrid« mit Farid Bang, auf dem die Flow- und Wortspielvarienten der beiden MCs erschreckend ähnlich klingen. Auch beattechnisch hat man es hier mit dem ewig gleichen GD-Synthie-Preset-Käse und Tanztempelbombast zu tun, der schon 2007 aus der Mode gewesen wäre. Da machen dramaturgisch durchstrukturierte Songs wie »Bol Chance« (ein Lied über die Spielsucht) schon deutlich mehr Sinn. Und auf der New Jack Swing-Hommage »Oh No!« mit Fard oder »Schreit Summer« meine ich fast wieder den originären Humor, den Charme und die Chuzpe des alten Summer zu erkennen – was aber leider über die Spielzeit des Albums die Ausnahme bleibt. Das Ende vom Straßenrap – ja, auch von dem mit Technik! – wurde nun schon des Öfteren ausgerufen. Um diese Plakative zu entkräften, braucht es versierten, qualitativen Straßenrap mit eigener musikalischer Note, doch »Feierabend« ist dafür schlicht und einfach zu unspektakulär geraten. Natürlich kann der Mönchengladbacher rappen, natürlich ist sein Talent für Wortspiele und Vergleiche nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem ist »Feierabend« aufgrund der beliebigen Instrumentals, vieler überflüssiger Features und einer insgesamt etwas eindimensionalen Themenauswahl nicht mehr als ein passables Album, das mich ein wenig wehmütig an Summers ungestüme Anfangstage zurück­denken lässt.

 

Text: Jan Wehn

 

 

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