STWO – Around The World // Future Beats (Pt. II)

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In unserer Produzenten-Serie »Future Beats« stellen wir sechs Beatmaker vor, die mithilfe von Fruity Loops und Soundcloud über die vergangenen Jahre eine Klangrevolution im Netz angezettelt haben. Nachdem wir zum Auftakt bereits das Schaffen von Kaytranada beleuchtet haben, geht es heute um den 21-jährigen Franzosen STWO, der unlängst im Verlag von OVO-Klang-Maestro Noah »40« Shebib unterkommen konnte und Paris in Richtung Toronto verlassen hat.
 

 
STWO (gesprochen: Stu) durchlebt die perfekten Teenager-Jahre eines angehenden Produzenten. Als Skater und Nintendo-Junkie wächst er in einer musikalischen Familie im Paris der Neunzigerjahre auf. Über seinen Vater – ein Klavierspieler und Disco-Enthusiast – lernt er die Klassiker kennen, tanzt als Kind zu Earth, Wind & Fire, Imagination, Stevie Wonder und Prince. Später studiert er die Eigenarten der französischen Elektroszene um Daft Punk und Stardust, durchlebt die Sozialisation eines Ostküsten-Backpackers, pumpt ganz viel Dr. Dre und atmet den eklektischen Spirit des Ed-Banger-Camps vor der Haustüre ein. »Ich entstamme eher der Elektro-Szene und bin komischerweise kaum mit französischem Rap in Berührung gekommen.« Als Alltime-Favorites nennt der Bassist, der sich in seiner Band nicht verstanden fühlt und zum Laptop-Producer mutiert, »Thriller«, »2001« und »Discovery«. Diese Dreieinigkeit besiegelt Stevens musikalischen Schmelztiegel. Nach einer Dubstep-Phase findet er 2013 seine musikalische Spur, connectet mit den losen Kollektiven Soulection und HW&H, netzwerkt online mit den richtigen Leuten und schraubt in der Nacht an verträumten Beat-Skizzen. Dutzende davon landen im Internet, bis ein neuer Manager ihn zu Zurückhaltung und strategischem Denken besinnt.
 
Die erste EP »Beyond«, ein runtergestrippter Instrumental-R’n’B-Hybrid, der Shlohmos verhallte Ideen weiterspinnt und clubbiger, ja, hittiger macht, erreichte Mehrfach-Platin auf Soundcloud – die R’n’B-Edits für Ciara, Cashmere Cat, seine OVO-Remixe von »All Me«, The Weeknds »Or Nah« und Majid Jordans Überhit »Her« sogar den kanadischen Klangästheten Noah »40« Shebib. Als Drakes Soundarchitekt erschuf dieser mit »So Far Gone« die produktionstechnische Blaupause für die Beat Generation nach »808s & Heartbreaks«. STWOs größter Internet-Hit »Lovin U« und die trippige Hustensaft-Hymne »Syrup« – Klangexperimente aus gepitchten Vocal-Chops, warmen Synthflächen und einem Hauch von G-Funk – vereinten die Ideen des kanadischen Kreativ-Powerhauses mit STWOs französischem Fricklergeist – und schicken den 21-Jährigen, nach einem Auslandssemester in Barcelona, aus der ungeliebten Stadt der Liebe direkt in die pulsierende Musikmetropole Toronto.
 
»’40‘ hat mir direkt einen Verlagsdeal über Twitter angeboten und wollte, dass ich in seiner Nähe arbeiten kann. Ich bin gerade erst nach Kanada gezogen, noch gar nicht richtig angekommen und völlig überwältigt. Ich kann nicht mal wirklich über die Details des Deals sprechen, so frisch ist das alles.« Der treibenden, hyperaktiven, globalen Beat-Sphäre und Future-Bass-Szene, die sich in Bpm-Zahlen zu überbieten versucht, hält Swag Daddy, wie er sich selbst nennt, das esoterische Ambiente seiner unaufgeregten Cloud-Trap-Produktionen entgegen: »Für mich als Bassgitarrist ist der Unterbau alles. Daher stammt auch meine Vorliebe für 808s. Mittlerweile benutzt aber jeder diese Sounds und ich bin wirklich ­übersättigt vom Trap-Sound. Meine nächste EP ist nicht für die Clubs gedacht und verzichtet auf 808s. Ich singe sogar darauf und habe einige ­Instrumente gespielt.«
 
Illustration: Bastian Wienecke
 
Dieses Feature ist erschienen in JUICE #166 (hier versandkostenfrei nachbestellen)
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