Shacke One – Bossen & Bumsen // Review

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(Nordachse CashGroup / HHV)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Am Ende dreht sich doch nicht alles nur um »Bossen & Bumsen« beziehungsweise »Saufen & Halligalli«. Am Ende traut sich Shacke One sogar raus aus dem gallischen Dorf Nordberlin, das er mit seinen unbeugsamen Nordachse-Kriegern gegen Zugezogene, Hipster auf Longboards, aber vor allem gegen jegliche Wackness verteidigt. In »Karparten & Cevapi« erzählt Shacke One nämlich von einer einmonatigen Tour mit zwei weiteren Trainwritern in einem VW Passat durch den Osten Europas, wo man noch sprühen kann wie »in New York ’72«. Im Frühjahr 2018 erscheint der Film »Grenzgebiet« über diesen Trip, den der Berliner Regisseur Matti Cordewinus hoffentlich ähnlich lebhaft und bildgewaltig eingefangen hat wie Shacke One mit seinem Song. Noch weiter raus aus seiner Komfortzone wagt sich der Hurensohnzerstampfer jedoch mit dem letzten Track »Fötte«. Keine Drums, keine funky Bläser-Samples, nur ein dramatisches Klavier. Einen Augenblick lang bröckelt die Fassade aus arroganter Männlichkeit, kurz meint man sogar ein wenig Unsicherheit und ein angekratztes Ego herauszuhören – bis Shacke One die Schutzmauern wieder hochfährt: »Niemals lass ich mir die Stimmung von ‘ner Ollen vermiesen/Kein Bock auf Palaver/Ich kipp‘ lieber mit meinen Freunden Bierchen.« Solche Blöße gibt sich der Boss von der Panke auf den übrigen vierzig Minuten von »Bossen & Bumsen« kein zweites Mal, sondern glorifiziert seinen Lebenswandel zwischen Zugdepot und Eckkneipe, der schon letztes Jahr beim Vorgänger »Stecks, Schmiers & Suffs« ausgiebig thematisiert wurde. Langeweile kommt dennoch nicht auf, weil Shackes Punchlines ebenso kreativ sind wie seine selbst­verliehenen Ehrentitel (»Doktor Punani«) und so auch die x-te Sauftour mit Bomber, Tiger104er und Heiko noch erzählenswert ist. Vor allem weil diese Eskapaden fantastisch klingen, wenn Achim Funk von der Das-Zündet-Crew sie vertont und dabei seinem Nachnamen alle Ehre erweist. Wenn beim G-Funk-­inspirierten Titeltrack im Refrain das Saxofon losträllert oder beim heimlichen Hit »Saufen & Halligalli« der Synth-Bass blubbert, nimmt das dem Battlerap ein wenig seine Härte und Hüftsteifheit. Aber Achim Funk kann auch ganz anders: Die lyrischen Schellen der »Drei Schwengel für Charlie« – aka Shacke, Morlockk Dilemma und MC Bomber – stimuliert er mit einer Snare, bei der jeder Schlag einem Hieb in die Magengegend gleicht.

Text: Daniel Welsch

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