Sero – One And Only // Review

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(Four Music / Sony)

Sero hat Hunger. Der knurrende Magen der Sahara ist Schuld und die tunesischen Vorfahren sein Anspruch, sich zum Mufasa Schönebergs zu adeln. »Mir macht es Spaß, überhebliche Musik zu machen«, sagt Sero. Die Kippe klemmt hinterm Ohr, wenn der Testosteron-Überschuss runtergeschrieben und übers Strumpfhosenzerreißen und den eigenen Sonnengottkomplex sinniert wird. Arroganz steht Sero. Die Augenbraue hat er stets hochgezogen, das »Komm doch her«-Grinsen klebt im Gesicht wie Blistex am Lieblingskörperteil. Nachvollziehbar ist die Apollon-Attitüde zumindest teilweise. Die Deutschrap-Grundschule überspringt der 25-Jährige, landet direkt beim Major und generiert mit der ersten Single über eine Million Streams. Nicht mal ein Video gab’s bis dato zu »Holy«. Dass Seros Überheblichkeit sich allerdings nicht nur auf Erfolgen stützt, ist auf seinem LP-Debüt offensichtlich. Zu plakativ ist die Daddy-Attitüde à la Shindy, zu aggressiv der Selbstporträt-überm-Bett-Narzissmus. Die Quarter-Life-Crisis zeigt sich spätestens, wenn in Herz-aus-Stein-Manier die letzte Trennung verarbeitet wird (»So ist es«) und in einem völlig aus der Reihe fallenden Pop-Ausbruch der »Trigger« klickt. Von diesen Ausnahmen abgesehen, ist Seros Debütalbum homogene Hedonismus-Masse. Wenn der Berliner im zehnten aufeinanderfolgenden Song Mütter beglücken und sich zur Zukunft des Raps erhöhen will, übersättigt das. Trotzdem: Seros Gespür für Flow und Wortwahl, Assoziationsgeballer und wuchtige Bässe verzeiht jegliches Übermaß an Selbstbeweihräucherung. »One and Only« ist Genius-Annotations-Oase ohne krampfhaft inszenierten Intellekt. Die einheitliche Major-Attitüde mag provozieren, sorgt aber für ein thematisch wie soundtechnisch stimmiges Album. Erhobenen Hauptes rennt Sero nicht an dir vorbei, er flaniert. Der König seines Dschungels bleibt er eben – der Südberliner Steppe sei Dank.

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