Sendemast – State Of Flavour II // Review

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Sendemast groß

(Muther Manufaktur/HHV.de)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Die Sendemast-Gang ist Hüterin des heiligen Funk, wie der Opener von »State Of Flavour II« verrät. Seit dem Vorgänger aus dem Jahr 2012 scheint sich also nicht allzu viel geändert zu haben. Außer, dass Pierre Sonality, The Finn und DJ Ronny Montecarlo aus dem Schoß der Funkverteidiger mit der Muther Manufaktur nun ein offizielles Zuhause für ihren klassischen Battlerap auf rumpelnden Boombap-Beats gefunden haben. Endlich. In den letzten zehn Jahren entwickelte man sich schließlich von einem losen Verbund zu einer echten Institution, die bedeutend zum Revival dieses Sounds beigetragen hat. Auch das neue Werk gibt sich dabei alle Mühe. Battle-Ansagen, Liebesbekundungen an HipHop und die Gang sowie staubtrockene Beats sind noch immer die Bretter, die diesen Jungs die Welt bedeuten. Nur wenige Songs brechen etwas aus dem Gerüst aus: »Noblesse« rückt mit seinem atmosphärischen Instrumental die sonst so prägnanten Drums in den Hintergrund, um in der gescratchten Hook schließlich beim einprägsamen Sample des Gang-Starr-Klassikers »Mass Appeal« zu landen und im Text von den ersten eigenen Schritten mit HipHop zu erzählen. Auf »Realtalk« tanzt The Finn den Ghetto-Funk anstatt Breakdance und MPMs First Lady Fleur Earth steuert eine Hook bei – der Beat macht dem Titel des Tracks jedoch alle Ehre. Das Trio lebt seinen »State Of Flavour« aus vollster Überzeugung, ohne hängengeblieben oder weinerlich zu klingen. Anstatt den Swag aufzudrehen und Mollies zu poppen, werden Wack-MCs am Fließband und ein paar Shots an der Bar gekillt, wie auf »Chin-Chin«. Das ist der tägliche Hustle der »Generation Hauptbahnhof«, die Pierre zum Abschluss sogar besingt – was er mit seiner kratzigen Whiskey-Stimme gerne öfter machen dürfte. Der Sendemast liefert den Soundtrack zum gemeinsamen Austrinken mit Freunden, nachdem sich die ganze Clique beim Cyphern verausgabt hat. Für all jene auf der Suche nach dem nächsten Turn-Up ist das hier nichts.

Text: Julius Stabenow

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