Schote – Schuss // Review

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(WSP Records / Universal Music)

 

Wertung: Vier Kronen

Auch wenn sie sich nicht mehr das Klingel­schild teilen, gilt noch heute: Wo Schote draufsteht, ist auch Enaka drin. Seit 2009 ihre erste gemeinsame EP »­Sprektralinferno« erschien, basteln die beiden ehemaligen WG-Kumpels aus Karlsruhe als MC und Produzent an ihrer Vorstellung von zeitgenössi­schem Deutschrap. Bereits Schotes Teilnahmen bei VBT, MOT oder seine Livebattles bei DLTLLY deuteten an, dass er sich vor allem als Battlerapper versteht. Dabei setzt er auf eine direkte und sehr schnörkellose Sprache, die den Punchlines meist mehr Druck ­verleiht, aber auch für fragwürdige Vergleiche sorgt: »Was ich besitze, ist nicht käuflich wie ­Sachen.« Wenn er nicht gerade lyrische Ge­schosse auf andere Rapper feuert, rappt Schote gerne über Suff und Drogen. Mit Blick auf das Artwork kann man »Schuss« also auch als Übersetzung des englischen Kurzen lesen. Denn Schote ist ein umweltbewusster Mensch und trinkt nur Wodka-Shots, niemals Wasser, »während Afrika verdurstet.« Einen solchen Lifestyle kann man sich selbstverständlich nur erlauben, wenn man keinem schnöden 9-to-5-Job nachgeht, sondern – so wie Schote und Curly mit dem Track »Kein Job« – Rap zum Beruf erklärt. Passend zur Message untermalt Enaka diese Hymne gegen die Lohnarbeit mit einem extrem entspannten und luftigen Instrumental, bei dem höchstens die nervös klickenden Hi-Hats für ein wenig Hektik sorgen. Überhaupt drosseln Schote und Enaka im Mittel­teil ein wenig Tempo und Intensität, beginnen und beenden das Album dafür aber mit einem umso lauteren Knall. Das breitbeinige Intro mit seinen donnernden Synthie-Bläsern als episch zu bezeichnen, ist beinahe eine Untertreibung. Gleiches gilt für das Boomtrap-Brett »AWDNM« mit »mehr Schüssen im Track als in Westernfilmen.« Lediglich der Song »Fraun« mit seiner ermüdend repetitiven Hook und dem abgenutzten Klischee der ewig lockenden Frauen bremst das Album in der zweiten Hälfte aus. Rückblickend wirkt das WSP-Debüt »Neue Bars Sued« vor eineinhalb Jahren wie eine Zielübung für dieses Album, denn: »Falls du nur einen Schuss hast, dann nutz ihn!«

Text: Daniel Welsch

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