Schoolboy Q: »Ich möchte immer das schlechteste Album aus dem ganzen TDE-Camp haben« // Feature + Tour

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Der Schnellzug mit der Aufschrift TDE fährt unaufhaltsam weiter. Nachdem das Kreativprojekt »Untitled Unmastered« von Kendrick Lamar bereits im März die erneute Thronverteidigung in den Games-Of-Labels eingeleitet hat, kommt mit der neuen Schoolboy-Q-Veröffentlichung »Blank Face LP« das erste richtige Album des kalifornischen Über-Imprints im Sternenjahr 2016. Q selbst hat sich dabei nicht zuletzt durch seinen Grammy-nominierten Vorgänger »Oxymoron« und der anschließenden Welttour über die letzten Jahre zum zweiten Alpha-Dog aus dem Hause Top Dawg etabliert. Die Erwartungen an den Nachfolger und gleichzeitig dem potenziellen (Gangster-) Rap-Album des Jahres, das unter anderem vokale Beiträge von Kanye West, Vince Staples, Jadakiss und Anderson .Paak, sowie die Producer-Premiere von Kendrick bereithält, sind somit größentechnisch an die Palmen seiner Heimatstadt angelehnt. Schon die erschienenen Minifilme zu »Groovy Tony«, »By Any Means« und »Tookie Knows II« deuteten auf zuvor verborgene Blickwinkel auf die Transformation von Quincy Hanley zum Schuljungen Q hin. Im Zeitalter der medialen Freilegung der Privatsphäre bleibt einem Künstler ohnehin nichts anderes übrig, als auf seinem vorläufigen Karrierehöhepunkt persönlicher denn je zu werden. Oder Q?

Hast du dich als Künstler seit deinem letzten Album »Oxymoron« verändert?
Ich glaube nicht. Vielleicht mache ich weniger Party und hänge nicht mehr mit so vielen Frauen ab. Ansonsten ist meine Musik einfach nur besser geworden. Sie ist immer noch dunkel, ich mache noch immer Gangsterrap: das war’s. Weißt du, was ich meine? (lacht).

Wenn man den heutigen Gangsterrap mit dem von vor 10 bis 15 Jahren vergleicht, fällt auf, dass er persönlicher und greifbarer geworden ist.
Wir leben im Jahr 2016 einfach anders als die älteren Generationen. Wir machen andere Erfahrungen, haben einen moderneren Sound. Deshalb mag ich Vince Staples so sehr. Er steht für die Durchschnittsperson seines Alters. Genau wie ich orientiert er sich musikalisch dabei aber an der Straße und versucht nicht zu sehr wie die Älteren zu klingen.

Wenn man die Kurzfilme und die Social-Media-Kampagne betrachtet, war die Kampagne im Zuge von »Blank Face« deutlich größer und komplexer als beim Vorgänger. Warum?
Ehrlich gesagt war das die Idee von Dave [Free, der Co-Präsident von Top Dawg Ent., Anm. d. Verf.] und Top [Dawg, CEO von TDE, Anm. d.Verf.]. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich einfach das Album rausgehauen. Natürlich wollte ich das mit den Blank Faces auf den Bildern [von Donald Trump und Michael Jordan, Anm.d.Verf.], was auf jeden Fall viel Aufmerksamkeit generiert hat. Ich wollte nur, dass es mit neuer Musik verbunden wird. Also wurde meine wahre Geschichte – wie ich von der Polizei weggelaufen bin und in den Knast kam – zusätzlich in einem Kurzfilm inszeniert.

Basierend auf dem bereits veröffentlichten Material wirkt es so, als ob du diesmal Quincy, die Person hinter dem Rapper, mehr in den Vordergrund stellst. Ist das tatsächlich das Motiv des Albums?
Auf jeden Fall! Leute, die mich treffen, sagen mir oft, dass ich ganz anders als die Person bin, die sie in den Videos sehen oder in der Musik hören. Ich bin eigentlich ein ziemlich entspannter Typ. Diejenigen, die das wissen, gehen dann auch ganz anders mit mir um als mit einem Rapper, der vielleicht ähnlich berühmt ist. Sie kommen dann eher zu mir, weil ich als der coolere Typ erscheine.

 

Warum hast du dich für diesen persönlicheren Weg entschieden?
Ich glaube nicht, dass die meisten wirklich verstanden haben wer ich bin. Diesmal möchte ich das erreichen. Jeder weiß zwar, dass ich ein Crip war, aber nun zeige ich ihnen auch wo meine Wurzeln liegen und was dazu geführt hat, dass ich im Knast gelandet bin. Ich gehe da sehr intensiv drauf ein, füttere die Geschichte mit vielen Details und präsentiere eine genaue Zeitspanne meiner Lebensabschnitte.

Hast du Angst davor, irgendwann zu viel Privates an die Öffentlichkeit getragen zu haben?
Ich glaube, so strikt ist das Ganze nicht mehr. Ich meine, heutzutage kann man nichts mehr wirklich vor der Öffentlichkeit verstecken. Jeder kennt den vollständigen Namen meiner Tochter. Jeder weiß wo ich wohne! Den ganzen Privatsphären-Scheiß gibt es nicht mehr. An so einem Punkt sind wir mittlerweile angelangt.

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