Samy Deluxe, Afrob, Ferris, Torch und das DJ Orchester bei den Wolfenbütteler Festspielen (Nachbericht)

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Als »orchestrierten Wahnsinn« kündigte uns Jägermeister die »Wolfenbütteler Festspiele« an, ihren Rap-Abend im Hamburger Bunker-Club Uebel & Gefaehrlich. Orchestriert, weil vom DJ Orchester gehostet – bestehend aus DJ Mixwell, DJ Stylewarz und Mirko Machine. Eine ziemlich klassische und stilsichere Angelegenheit war von dem nordischen Trio zu erwarten, immerhin ließ man höchst geheim gehaltene Hochkaräter verkünden. Dass sie gleich zur umfassenden Live-Retrospektive ausholen würden und einige der größten Deutschrap-Klassiker auf die Bühne holen, damit war nun wirklich nicht zu rechnen.
 
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Aber fangen wir von vorn an: Den Dancefloor umkreisend, stehen die Gastgeber auf drei DJ-Kanzeln im Raum verteilt, um ihre Gäste mit Klassikern der hiesigen Rap-Historie in Empfang zu nehmen. Auf der anfangs leeren Bühne: ein überlebensgroßer Ghettoblaster. Plötzlich öffnet sich das Tapedeck und heraus springt Megaloh, der die Crowd mit »Dr. Cooper« zu einem legendären Stieber Twins-Zitat anstimmt: »Ich weiss, das was ich weiss…«. Naja, ihr wisst schon.
 
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Die Crowd ist nun wach und das DJ Orchester weiß die Stimmung aufrecht zu erhalten, als das vor sich hin rollende Tapedeck unverhofft stoppt und den wohl überraschendsten Live-Besuch des Abends ausspuckt: Toni L ergreift das Mic und hält den Funk am Leben. Gerade denken wir noch darüber nach, welchen Klassiker uns das Jäger-Deck wohl noch vorenthält, als Afrob und Ferris aus dem Kasten stolpern. Dass die beiden ihren Kollabo-Classic »Reimemonster« performen, müsste an dieser Stelle wohl ebenso wenig erwähnt werden, wie die Reaktion der Crowd. Auch Samy Deluxe weiß im Anschluss die Köpfe am Nicken und die Hände in der Luft zu halten, als er mit der Oldschool-Reminiszenz »Boombox« von Dynamite Deluxe – welch passendes Setting – die Brücke zwischen alten und neuen Tagen schlägt. Als Zugabe gibt’s den Titeltrack von seinem neuen Mixtape »Perlen vor die Säue«, nach dem man nun wirklich auf sein für kommendes Jahr angekündigtes Album gespannt sein darf. Zu guter Letzt soll den Wolfenbütteler Festspielen dann noch die finale Note in Sachen History of Deutschrap hinzugefügt werden. Und wer würde sich dafür wohl besser eignen als Torch mit »Wir waren mal Stars«. ‚Nuff said.
 
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Show vorbei, auf zur Bar. Dort angekommen wird auf der Bühne doch noch eine Überraschung ausgepackt: Das Expansion Team Soundsystem, bestehend aus Beat Junkie DJ Babu und dem zweiten Drittel der Dilated Peoples, Rakaa Iriscience, feuern ein kleines Hit-Set ab. Eine würdige Hommage an all die Dilated-Klassiker, die uns noch einmal gekonnt an das anstehende Debüt der Step Brothers, alias Alchemist und Evidence erinnert – letzterer stand uns im Zuge des Releases auch für die kommende Ausgabe (JUICE #156) Rede und Antwort. Zu guter Letzt übernehmen Mixwell, Stylewarz und Mirko den Ausklang des Abends und laufen nun wie erwartet auch als Trio auf der Bühne auf. Die Gedanken auf dem Heimweg sind zugegebener Maßen recht schizophren – zum einen wären da die Erinnerungen an gute (soll nicht heißen: bessere) alte Zeiten und zum anderen mag man nun Klassiker-gesättigt ins vielversprechenden Rap-Jahr 2014 starten. Zumindest darf man gespannt sein, was es bei den »Wolfenbütteler Festspielen« in Zukunft zu bestaunen geben wird. Eine Duftmarke hat dieser Abend in Hamburg definitiv gesetzt.
 
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