Sadat X – Wild Cowboys II // Review

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 Loud Records

Wertung: Eineinhalb Kronen

Seine nölige Quäkstimme und sein eigenwilliger, verstolperter Offbeat-Flow spalten Rap-Fans seit gut 20 Jahren in Anhänger und Hater. Kanonisch einigte man sich nach der Trennung von Brand Nubian darauf, dass Grand Puba der unantastbare Swagger-Papa und Lord Jamar ein unspektakulärer, aber durchaus okayer Conscious-MC sei. Nur Sadat X wusste die Geister wirklich zu scheiden: Entweder liebte man seine seltsam nervige Delivery, man hasste sie abgrundtief oder man wechselte seine Meinung je nach Tagesform – zu Letzterem tendierte ich selbst. Sein Solodebüt nach der Trennung des Trios, das solide 1996er “Wild Cowboys”, war jedenfalls mit Sicherheit kein Meilenstein vom Format von “Only Built 4 Cuban Linx…” oder “The War Report”.

Und so erschien mir die Ankündigung eines Sequels ein wenig albern, doch letztlich hatte ich auch in den letzten zehn Jahren stets meinen Spaß mit den Releases von Sadat X – sei es wegen seiner nachvollziehbaren Inhalte, seiner geschmackssicheren Beat-Auswahl oder einfach nur jenem latenten Erinnerungspotenzial, das seiner Stimme nach wie vor innewohnte. “Wild Cowboys II”, vermeintliches Sequel hin oder her, ist ein schönes, klassizistisches New York-Rap-Album mit Beats von Pete Rock, Diamond D, Buckwild, DJ Spinna und Sir Jinx von Da Lench Mob, sowie Features von A.G., Kurupt, Rhymefest, Ill Bill und den beiden übrigen Brand Nubian-Mitstreitern. Mit der ersten Single “Turn It Up” ist die Hymne für die nächste Backpacker-Sause im Cassiopeia deines Vertrauens enthalten, und auch der überwiegende Teil des übrigen Materials hat eine traditionelle Qualitätskontrolle durchlaufen. Wie gesagt: Mit Stimme und Flow muss man sich zumindest arrangieren können, um dieses Album feiern zu können. Doch letztlich ist mir ein eigenständiger, charismatischer und wiedererkennbarer MC wie Sadat X lieber als jeder weitere “Little Young”-Trapper. File under: Rap für Ü30-Partys. scs

1,5 von 6 Kronen. Mit so einem Sequel-Album kann man ja eigentlich nur verlieren. Auch wenn wie im Falle Sadat X das solide Bezugswerk “Wild Cowboys” nicht unbedingt ein unumstrittener Klassiker der Golden Era sein mag, der prominenteste Solo-Release des Brand Nubian ist es allemal. Ob Sadat sich nun also die Messlatte freiwillig hoch setzen wollte, ist fraglich. Nach dem ersten Hördruchgang erscheint die Titelwahl enttäuschenderweise vielmehr als nachgeschobenes Verkaufsargument denn als selbst auferlegte Motivationskrücke. Denn leider hat der umtriebige Sadat mit dem hier großteils gezeigten Style ordentlich ins Klo gegriffen.

Zwar mag das leicht versoffen wirkende, eigenwillige Phrasengestammel beim Intro-Track zunächst für allgemeine Erheiterung sorgen und von einer gewissen Unbekümmertheit zeugen, wenn diese dann aber in thematisches als auch raptechnisches Dauer-Dahingerotze übergeht, wäre die Vorstellung “Stream Of Consciousness meets Slam Poetry, Motivationsloch plus Hochprozentiges” eine noch wirklich gut gemeinte Interpretationsvariante. Dass der gute Sadat sich dann reimtechnisch auch noch flächendeckend über die komplette Spielzeit auf Haus-Maus-Niveau bewegt und dabei gerne auch mal “city” auf “titty” reimt, macht das Ganze natürlich keinen Deut besser. Man will jetzt nicht unfair sein: Natürlich finden sich durchaus einige wenige Anspielpunkte, die von einer fokussierten Arbeitshaltung zeugen: “Still On Deck” kann überzeugen (allerdings vor allem dank hervorragender DJ Spinna-Produktion), die Brand Nubian-Reunion auf “Long Years” (inklusive “Nas Is Like”-Vocalsample) ist ein schöner Moment und der herausragende Featuregast Vast Aire (ehemals Cannibal Ox) bringt zum Glück ebenfalls eine gewohnt hohe Flavor-Dosis mit. Der Rest der Tracks allerdings bewegt sich auf einem dermaßen niedrigen Niveau, dass an ein mehrfaches Durchhören überhaupt nicht zu denken ist. Von Inhalt und Kohärenz mal ganz abgesehen.

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