Sa4 – Neue Deutsche Quelle // Review

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(187 Strassenbande / distri / Soulfood)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Sa4, der immer ein bisschen im Schatten der 187-Zugpferde zu stehen schien und dessen EP als Beilage der »High & Hungrig 2« Deluxe Box sogar buchstäblich zur »Nebensache«
degradiert wurde, wagt sich mit »Neue ­Deutsche Quelle« an sein Solodebüt auf Albumlänge. Dieses klingt allerdings so gar nicht nach Sidekick: Sa4 gibt sich deutlich verbissener und kompromissloser als die Banden­kollegen und legt den flapsigen 187-Humor zu Gunsten einer bedrohlich kühlen Asphalt-­Atmosphäre, in der die Messer locker und die Brüder im Knast sitzen, ad acta. Statt das Erfolgsrezept der Bandenstars aufzuwärmen, kommt die Aufmachung trotz Jambeatz-Produktionen recht eigenständig daher. Zitierfähige Kalauer-Lines bleiben fast vollständig aus, auch wenn man an Wie-Vergleichen hätte sparen können – fast, weil die Bande mit der Zahl natürlich trotzdem mit tatkräftiger Unterstütz­ung zur Stelle ist. Überhaupt kommt nur ein Drittel der 15 Anspielstationen ohne Beistand aus, was dem Album aufgrund des starken Kaders an Gästen eher zugutekommt. Die unverblümte, gewalttätige Welt, die Sa4 schildert, ist spannend, keine Frage. Doch der Protagonist selbst bleibt mit fortschreitender Spieldauer immer mehr auf der Strecke. Zu phrasenlastig ist der Erzählstil von kalten Straßen und noch kälteren Herzen, zu uncharismatisch ist Sa4 selbst. Beinahe jeder Feature-Beitrag stiehlt dem Gastgeber dreist die Show. Diese kleineren Unzulänglichkeiten machen »Neue Deutsche Quelle« beileibe nicht zu einem schlechten Album, man hätte sich aber doch gewünscht, dass Sa4 die Gunst der Stunde mehr für sich nutzt. Der Jogger-und-Goldkette-Glamourfaktor, der die Strassenbande auf die große Bildfläche katapultierte, entfällt auf »NDQ« und wird durch eine bemerkenswert finster-fiese Präsenz kompensiert. Das gelingt aber nur bis zu einem gewissen Grad: Die Songs reißen mit, das kluge Tracklisting bügelt vieles aus, die vielen Köche geben dem Brei die nötige Würze, die ­Atmosphäre ist durchweg packend. Nur einen Sa4, der auch alleine ein ganzes Album stemmen könnte, sucht man vergeblich.

Text: Skinny

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