Rome Fortune – Jerome Raheem Fortune // Review

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Raheem Fortune Rome Fortune

(Fools Gold)

Wertung: Vier Kronen

In Atlantas Trap-Küchen werden derzeit haufenweise Migos-Klone gekocht. Rome Fortune allerdings passt trotz ATL-Wurzeln nicht zu den schweren Jungs am Drogenumschlagplatz. Während die Medusakettenjünger in Teenagerjahren den revolverschwingenden Gangbanger gaben, wurde Rome Fortune mit 19 Vater, landete auf der Straße und kämpfte sich wieder nach oben. Ohne Waffe im Holster, dafür mit musikalischer Experimentierfreude. »Jerome Raheem Fortune« ist Zeitdokument der bunten Gedankenausgüsse des ebenso bunten Hundes, der auf seinem Debüt gar nicht erst versucht, Kohärenz zu schaffen. Vieles kommt hier zusammen: Wie auf dem Track »Love«, der mit käsigem Talkbox-Singsang und einer Auto-Tune-Überdosis völlig aus den Fugen gerät und am Ende überhaupt kein pathetischer Lovesong mehr sein will. So ist Rome Fortune eben nicht. Er singt, wie es ihm in den Sinn kommt, und fordert nach einer Nase Koks großspurig: »I want to meet some model bitches.« Er meint das todernst, zumindest in der benebelten Realität. Die Kollegen aus der Trap können ja Scheine werfend im Stripclub versauern. Zappelphilipp Fortune dagegen ist längst weitergerannt, weg von den Models, ab in den nächsten Tanzpalast. Er hechtet über organische Percussions, über Soul-Patterns und allerlei Melodiöses, um sich schließlich im Rausch auf der Tanzfläche wiederzufinden. Bei »Dance«, das seinem Namen alle Ehre macht, stellt man sich den grünbärtigen Fortune im engen Glitzergewand unter der Diskokugel vor, wie er unverblümt vor sich hin tanzt – denn Geld und Liebe helfen nicht mehr, tanzen schon. Vielleicht ist »Jerome Raheem Fortune« deswegen auch ein Album geworden, das die meiste Zeit Bewegung fordert und manchmal durch die hektische Stimme Fortunes überfordert. Bevor einem das Gewusel allerdings über den Kopf wachsen kann, ist die Freakshow schon wieder vorbei. »I forget about the past and think about the future«, heißt es auf »Past Future« zwar, aber mit einmal hören ist es bei diesem Album nicht getan. Man läuft Gefahr, in der Hektik die Hälfte zu verpassen.

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