Rin – Eros // Review

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(Division/Groove Attack)

Wertung: Fünf Kronen

Bevor man sich 2017 an ein Deutschrap-Album heranwagt, muss man sich die grundsätz­liche Frage nach der eigenen Erwartungshaltung stellen. In diesem Zusammenhang ist der einzige Kritikpunkt an »Eros«: keiner. Klar, die Themenpalette ist so eng geschnürt wie der Bund der Gosha-Rubchinskiy-­Jogger, und spätestens nach dem dritten Track scheint man zu wissen, wo es langgeht: Fashion-Referenzen en masse und Gejammer über Lie­be, Hass und Narkotica. Und die Leute, mit denen sich das fiktive Girl/Shawty/Baby umgibt? Sowieso alle nur Fische. Inhaltsloser, monothematischer Nonsens oder progressive Gegenwartslyrik im Dada-Gewand, die 16-jährigen Teenie-Girls auf Metaebene die Welt und die Liebe erklärt? Zeilen wie »Shawty will ein Molly in ihr’m Drink haben« lassen einen mindestens die Stirn runzeln und hoffen, dass Shawty das auch wirklich will. Wenn beim Koitus dann auch noch absichtlich auf das Kondom verzichtet wird und BabyBaby »arrête« (französisch: »hör auf«) schreit, bewegt sich Rin auf nicht mehr ganz so dickem Eis. Ignoriert man diese Lyrics aufgrund des enormen Interpretationsspielraumes, hat man einen Protagonisten, der Catchphrase-Repititionen mit ebenso catchy Melodien zusammenzubringt und damit das erzeugt, was ein fast perfektes Rapalbum dieser Tage auszumachen scheint: Vibe. Und der nimmt nicht nur Fashion-affine Youngins mit Supreme-Stirnband mit, sondern auch Rap-Veteranen Mitte dreißig. Wer das nicht glaubt, schaut sich ein Recap des splash! an, wo Rin als Galionsfi­gur der Neuen Deutschrap-Schule die Stage übernahm. Rin ist der personifizierte Deutschrap-Hype, obwohl er mit seinen Schaffens­kollegen nicht mehr viel am Hut hat. In Sachen Ästhetik ist Rin nämlich tatsächlich THETHING und bewegt sich längst auf Next-Level-Niveau. Und während der Sound der Debüt-EP »Genesis« noch etwas unausgereift wirkte, wird Rin auf »Eros« über weite Strecken vom Producer-Tag-Team Lex Lugner x Minhtendo flankiert. Von Trademark-Tracks (»Nightlife«) über unfassbar einnehmende House-Anleihen (»Sag mir wenn du high bist«) bis hin zu unpeinlichem Marimba-Geklimper (»Monica Bellucci«) funktioniert alles. Rin ist Ausdruck der dadaistischen Ich-mach-ich-will-Attitüde und verkörpert dabei das, was Rap für sich beansprucht: echt zu sein. Und das heißt mittlerweile eben auch, Gefühle zuzulassen.

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