Rick Ross – Black Market // Review

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(Def Jam/Universal Music)

Wertung: Drei Kronen

Keine künstlerische Vision sollte so unent­rückbar in Stein gemeißelt werden, dass unvermeidliche Irrungen des Lebens nicht dazu beitragen dürfen, diese Vorstellung nachhaltig zu beeinflussen. Das brach Andre Romelle Young immerhin fast das Genick. Er zog den Stöpsel. Renzel Rozays Vermächtnis ist wesentlich kleiner als das eines Dr. Dre, doch auch er muss sich jeden Morgen am güldenen Badezimmerspiegel die Vertrauensfrage durch den Zauselbart zuhusten: Ist meine Musik noch relevant genug? Zeit zum Nachdenken hatte er nach einer Woche Verschnaufpause hinter Vertikalstahl jedenfalls. So bemühte sich das selbsternannte Mastermind um ausgiebige Tagebuchweisheiten aus dem Leben des Biggie-meets-Robert-Geiss. Genügend Material sammelte sich dabei an, um das ursprünglich achte Studioalbum nachträglich als Mixtape zu labeln und drei Monate später den eigentlichen Langspieler zu veröffentlichen. Neues Konzept, alte Krankheit: Viel hilft wenig. Resterampig hoodbillionairt sich »Black Market« am Spannungsbogen vorbei. Zu oft scheint der Soundtrack für den Phantom-Rücksitz bereits geschrieben. Zu oft triggert das MMG-Branding. Und wenn auf Premo-Cuts Mariah-Carey-Schreie anno 1991 folgen, kommt die Gruseligkeit an ihre Grenzen. Vor allem auch, weil – ja, wirklich – der Song mit Chris-Brown-Autotuning einer der pointierte­ren des Albums ist. Eine Sache ist jedoch anders an der neuen Persona Ross: Er zeigt sich ungewöhnlich offen und ehrlich. Das mag mancherorts für Farbe sorgen, denn Einblicke in das tatsächliche Leben gewährte der Bawse bislang weniger. Arbeit und Privates galt es zu trennen, Ross versteckte sich stets hinter der Figur des einsamen Mafioso. Die neue intro­spektive Sicht lässt den Rapper nun nicht nur rappen, sondern auch laut denken. Die Krux: Ross ist nicht Kanye. TMZ-Gossip stößt so auf wenig Nachfrage. »Black Market« genehmigt sich damit das Prädikat egal. Renzel würde gut daran tun, sich längere Kreativpausen zu gönnen. Sicherlich ist das nächste Album aber schon unterwegs. Zieh den Stöpsel, Rozay!

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