Said – Zum Leben verurteilt // Review

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Said_Zum Leben verurteilt

(No Limits/Groove Attack)

Wertung: Fünf Kronen

Diese Augen! Der Hoodrich-Rapper Said hat diesen ganz speziellen lauernden, durchdringenden Blick in seinen dunklen Augen. Man sagt ja, die Augen wären das Fenster zur Seele. Dieses Berliner Augenpaar hat viel gesehen und das merkt man ihnen an. Die Entschlossenheit springt einen förmlich an, sie ist gemischt mit Stolz, Enttäuschung und Wut. Said ist zum Leben verurteilt. Man könnte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Said schon mal im Gefängnis war und wohl das hatte, was man gemeinhin eine schwere Kindheit nennt. Dann läuft man allerdings Gefahr, dass diejenigen, die Said noch nicht auf dem Schirm haben, ihn automatisch in eine zu kleine Schublade packen. Said ist schon ein paar Jähr­chen dabei, hat ein Soloalbum sowie eine Kollaboration mit Jom veröffentlicht und ein Label namens Hoodrich im Rücken. Aber das wohl Wichtigste, dass man über Said sagen kann, ist: Er wirkt authentisch. Man nimmt ihm seine Straßen­storys, Rachefantasien, Ängste und die Vorliebe für Leggings einfach voll und ganz ab. »Zum Leben verurteilt« ist kein richtiges Konzeptalbum, aber Said hat mehr Themen als früher und geht deutlich reflektierter zur Sache. Die Betrachtungen über die eigene Biografie, Online-Aktivitäten oder Kleidungsstücke sind nicht nur in Saids sehr eigener, drückender Vortragsweise gerappt, sondern auch unterhaltsam. Seltsamerweise schafft Said es sogar, sich – trotz aller Widrigkeiten und Steine, die ihm in den Weg gelegt wurden – an einigen Stellen eine gewisse Unbeschwertheit zu bewahren. »Tot sehen« möchte er zusammen mit Harris (dem einzigen Feature abseits der Hoodrich-Gang Kalusha, Ufo361 und Greeny) in erster Linie »100.000 Joints«. Wenn Said allerdings zum Racheengel mutiert, möchte man ihm nur ungern allein im Dunkeln begegnen. Ande­rerseits: »Unter der dreckigen Weste pumpt ein reines Herz.« Und natürlich ein Beat. Vorzugsweise von KD Supier, der hauptsächlich für den satten, runden und abwechslungs­reichen Sound des Albums verantwortlich ist.

 

 

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