Review: Ratking – So It Goes

-

ratking_cover_sq
 
(XL/Beggars/Indigo)
 
Ratking tragen den Machtanspruch schon im Namen, und auch der Titel ihres Debütalbums lässt sich nur als Ansage verstehen: »So It Goes« ist eine schonungslose und aggressive Platte, textlich wie musikalisch, von der ersten bis zur 54. Minute. Sie kennt nur einen Modus, aber mit dem kennt sie sich aus. Über den Punk-Background des jungen New Yorker Trios wurde bereits im Zuge der Debüt-EP »Wiki93« (2012) viel geschrieben. Man kann davon ausgehen, dass er auch für den Ton von »So It Goes« mitverantwortlich ist. Ratking sind aber nicht Death Grips, der Punk steckt bei ihnen weniger in der Musik als in den Knochen. Ihre Beats sind dreckig und verrauscht, oft gezeichnet von all dem, was im Hintergrund klappert, trötet oder auseinanderfällt. Sie sind und bleiben aber Rap-Beats, sie interessieren sich nicht für Genre-Crossovers, sondern ausschließlich dafür, was ein MC aus ihnen herausholen kann. Mit dieser Verbindung aus Noise und Zweckmäßigkeit erinnern Ratking an die frühen, noch ungehobelten Public Enemy, ohne allerdings ein ähnliches politisches Bewusstsein zu entwickeln. Tatsächlich ist die Frage, was Ratking zu sagen haben, nicht unberechtigt. »So It Goes« findet als Standortbestimmung und Verkündung der eigenen Ankunft starke Worte. Storyteller oder Brandredner sind die talentierten MCs Wiki und Hak aber noch nicht. Im Moment gefallen sie sich am besten in der Rolle garstiger Neinsager. Das ist für 20-jährige Emporkömmlinge völlig okay und führt auf »So It Goes« immer wieder zu unterhaltsamen Ergebnissen – Ratking reißen mit schierer Gewalt mit, sie brauchen dafür keine große Botschaft. Hinzu kommt eine angenehm kurze, unkonventionell besetzte Gästeliste. Statt die Nähe zur musikalisch entfernt verwandten, bereits etablierten New Yorker HipHop-Jugend (A$AP Mob, Pro Era) zu suchen, tun sich Ratking mit dem englischen Songwriter King Krule oder dem undurchsichtigen Schwarzmaler Salomon Faye zusammen. »Puerto Rican Judo« enthält außerdem eine Strophe der aufstrebenden Wavy Spice (aka Princess Nokia), die wegen Flow und Lieblingsthemen bereits mit Lil’ Kim verglichen wird.
 
Text: Daniel Gerhardt
 

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein