Oddisee – The Beauty in All // Review

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Oddisee(Mello Music Group/Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Für das letzte Album »People Hear What They See« ließ sich Amir el Khalifa aka Oddisee von seinen Aufenthalten in Washington, Brooklyn und London inspirieren. Damals war seine Produktionsphase primär beeinflusst von Alltagssituationen, unterschiedlichen Umweltfaktoren, Gesprächen in Cafés und dem gewöhnlichen Trubel in amerikanischen und englischen Großstädten, umgeben von der waltenden Anonymität auf der Straße. Diese Hinwendung zur Realität erscheint in Oddisees Produktionen schon immer einen signifikanten Platz einzunehmen. Im Gegensatz zum vorherigen Album zog es den Rapper und Produzenten für seine nächste Albumidee allerdings zurück in sein Viertel Brooklyn, wo die inspirierenden Eindrücke eher vonseiten der Auseinandersetzung mit sich selbst wie auch seiner Umwelt entsprangen. Aus eben dieser Fokussierung auf das Vertraute und auf das eigene Dasein entstand Oddisees aktuelles Album »The Beauty In All«. Die Philosophie hinter dem Schaffensprozess scheint simpel: die Fehler des Lebens nicht als Hindernis betrachten, sondern als gewinnbringenden Fortschritt erachten. Speziell an dieses menschliche Unperfektsein, dem Nicht-immer-weiter-Wissen, richtet sich das Album. So entsprangen die zwölf Instrumental-Tracks aus Amirs Unsicherheit, aus dem Prozess des Experimentierens und Ausprobierens. Dieses zunächst Selbstreferenzielle mündet aber in einem globalen Rat: »If everything we are is out in perfect tutorials, we might never deviate from the teacher«, fügt Oddisee nahezu weise seinem Intro-Text auf Bandcamp bei. Herausgekommen ist ein kohärent aufgebautes Album, dessen Beat-Skizzen gelegentlich an Apollo Brown und Blu erinnern. Retrospektivische Boombap-Sequenzen verbinden sich mit Funk- und Soul-Einflüssen, unterstützt von tiefem Bass und Drums. Erneut beweist der Sohn eines ­Sudanesen und einer ­afroamerikanischen ­Mutter sein Talent für anspruchsvolle, melodische HipHop-Beats, die gerade kompatibel mit den trüben Herbst­monaten sind.

 

Text: Franzi Finkenstein

 

 

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