Kontra K – 12 Runden // Review

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kontra k 12 runden

(DePeKa Records/Distributionz)

Wertung: Fünf Kronen

Ich habe vor kurzem wieder mit Sport angefangen. Schuld daran sind aber nicht Animus oder Kollegah. Es ist auch nicht Massivs brachialen Folterfantasien zu verdanken, dass ich noch ein paar zusätzliche Kilos auf der Schrägbank drücke. Es liegt vielmehr an Kontra K. Warum? Er ist ein guter Rapper. Auch bei runtergeschraubter BPM-Zahl sitzt sein Flow, er nutzt Lücken, spricht verständlich. Die früheren Zusammenarbeiten mit Kaisa schlagen sich in halbgesungenen oder in Stimmfarbe und -phonetik variierenden Passagen nieder. Überhaupt: Die Stimme, ein viel zu oft unterschätztes Stilmittel im deutschen Rap, wird von Kontra K perfekt eingesetzt. Er klingt weder aufgesetzt noch angestrengt, sondern schlicht und einfach: cool. Wie ein gerader Junge – ehrlich, aufrichtig, on point und glaubhaft. Das hat Power. Und erschafft stellenweise anrührende, verblüffende Songs. »Fels in der Brandung« zum Beispiel. Ein Stück über die in Rapperkreisen viel zu oft schwierige Beziehung zwischen Vater und Sohn, das – besonders in Kombination mit dem exzellenten Video – überzeugt. »Generation Crack« ist eine authentische Abrechnung mit den zugezogenen Alibi-Studenten Berlins, die sich einen Dreck um Proseminare scheren und ihre Nasen nicht in Bücher stecken, sondern über die siffigen Spülkästen der Berghain-Toiletten ziehen. Das Einzige, was mich bei Kontra K seit jeher gestört hat, waren diese Dubstep-beeinflussten Beats. Musikalisch könnte man hier nach meinem Geschmack auch auf die Wobble-Bässe verzichten und komplett auf Beats klassischer Street-Art zurückgreifen. Wie etwa bei »Mach was« mit Hamburgs Chef-Flexer Bonez MC, das problemlos an legendäre »Auf Teufel komm raus«-EP-Zeiten anknüpft. All das zeigt: »12 Runden« ist weit mehr als nur eine perfekte Platte zum Pumpen. Das Highlight ist und bleibt »Nebel« – denn am liebsten ist mir Kontra K immer noch, wenn er vom Sport erzählt und en detail über Trainingsmethoden referiert. So wie auf »101%«. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich geh weiter Liegestütze auf den Handrücken trainieren. Ahu!

Jan Wehn

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