J. Cole – Born Sinner // Review

-

 

(Roc Nation/Sony)

Wertung: Fünf Kronen

Da ist er endlich, der J. Cole, den wir auf seinem eigenen Album hören wollen. Die bisherigen Mixtapes des gebürtigen Frankfurters waren nicht weniger als eine Offenbarung für jeden Rap-Fan, umso enttäuschender fiel aus der Rückblende leider das Debütalbum aus. Natürlich war »Cole World: The Sideline Story« seinerzeit ein überdurchschnittlich gutes Album, aber klang letzten Endes doch nach zu vielen Kompromissen und vor allem einem überambitionierten Künstler, der noch nicht ganz wusste, wohin die Major-Reise hingehen sollte. Nun scheint sich Cole auf seine Stärken zurückzubesinnen und so orientiert sich »Born Sinner« weniger am vorherigen Album als an den Mixtapes, die eben immer noch besser sind als die meisten richtigen Alben seiner Mitstreiter. Schon im Intro »Villuminati« beweist er, dass er es locker mit allen anderen im Game aufnehmen kann und feuert nach dem Einleitungssatz »It’s way more darker this time« Ansage nach Ansage raus – einen durchaus berechtigten Seitenhieb gegen Tyler, the Creator inklusive. Auf dem Rest des Albums geht es glücklicherweise nicht wirklich dunkel zu.  Vielmehr bestimmen verspielte, soulige Beats das Soundbild, für das Cole, mit beratender Unterstützung von u.a. No I.D., größtenteils selbst verantwortlich zeichnet. Auch thematisch bewegt sich der junge Mann aus North Carolina eher in bekannten Gewässern: Es geht um den Aufstieg eines einfachen Jungen aus der Mittelschicht und den stets drohenden Fall, ob nun bedingt durch falsche Schlangen im Business oder, wie soll es bei ihm auch anders sein, Frauen. Generell ist »Born Sinner« ein Album voller Liebeslieder, aber eben nicht nur über Frauen, sondern insbesondere auch über Rap. Sowohl textlich als auch musikalisch werden Liebesbekundungen und Remineszenzen an jeder Ecke verteilt. Der beste Song der Platte richtet sich konsequenterweise nicht an eine Frau, sondern einen MC. In »Let Nas Down« verarbeitet J. Cole die Kritik, die Nas seinerzeit über ihn verlautbaren ließ und verdichtet auf viereinhalb Minuten Enttäu-schung, Ärger und die gleichzeitig uneingeschränkte Bewunderung für sein Idol aus Queensbridge. Der Track ist ehrlicher und ergreifender als die meisten Liebeslieder, die je geschrieben wurden. Darum lieben wir Rap. Darum lieben wir dieses Album.

 

Text: Patrick Lublow

 


J. Cole – Powertrip on MUZU.TV

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein