Gangrene – Gutter Water // Review

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Gangrene-The-Alchemist-Oh-No-Gutter-Water

 

(Decon/Groove Attack)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Weed ist ein fester Bestandteil der HipHop-Folklore. Aktuell bestens nachvollziehbar am Beispiel von Curren$y und Khalifa oder eben bei Oh No und Alchemist, die sich zusammen Gangrene nennen und aus ihrem kreativen Festplattenwirrwarr ein Album voller unverschnittener Booms und Baps herausgefiltert haben, das in seiner konsequenten Inkonsequenz einfach nur Spaß macht. Ein Konzept gibt es auf “Gutter Water” genauso wenig wie einen roten Faden, hier sind einfach zwei Typen am Werk, die einen gesunden Jungsspaß am Schrauben pflegen, ihre Ledge kennen und ihren Scheiß gerne echt halten, dabei aber auch mal ordentlich durchdrehen – soll heißen, bei allem freigeistigen Sampling-Irrsinn hält man sich stets an die Formel, nach der geile Beats und geile Raps eben nicht langweiligen Durchschnitt, sondern potenzierte Dopeness ergeben. Was Gangrene wesentlich von vergleichbaren Kollabo-Projekten wie Jaylib, Madvillain oder DangerDoom unterscheidet, ist der Umstand, dass hier beide Beteiligten sowohl rappen als auch produzieren. Dabei wäre festzustellen, dass a) Oh No der eindeutig bessere Rapper ist, b) Oh No auch der innovativere Produzent ist, aber c) Alchemist den Funk in die Soße bringt, um hier mal Martin Stieber zu zitieren. Auch Elemente wie die präzisen Cuts von Lootpack-DJ Romes und Features von Big Twins und Raekwon tun ihr Übriges, um “Gutter Water” nicht im Sumpf durchschnittlicher Post-Backpack-Rap-Projekte versacken zu lassen. Dass der halbe Westcoast-Underground von Planet Asia über Evidence bis Fashawn ohnehin am Start ist, wenn diese beiden Burschen rufen, versteht sich von selbst. Einen schlechten Song gibt es auf “Gutter Water” ebenso wenig wie haltlose Soundexperimente mit Eurodance-Samples oder käsige Hooks von rotgefärbten Indiepop-Schnallen. Gut, man schwadroniert hier inhaltlich schon ein bisschen viel über den eigenen Weed-Konsum. Aber sonst eine sichere Bank und eine stimmige Verzahnung zweier Stile, die den Indie-Rap der letzten Jahre zumindest entscheidend mitgeprägt haben.

 

Text: Stephan Szillus

 

 

 

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