Figub Brazlevič – Ersatzverkehr // Review

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Figub_Brazlevic_Ersatzverkehr(Showdown Records)

Wertung: Drei Kronen

Man kann sicherlich lange über den Sinn und Unsinn von Live-, Unplugged- und solchen Remix-Alben wie »Ersatzverkehr« von Figub Brazlevic sprechen. Immerhin sind derlei Songs in der Regel bekannt, und der musikalische Zusatznutzen steht nur selten in Relation zu den Anschaffungskosten; ein Totschlagargument, mit dem man auch die Diskussion um »Ersatzverkehr« schnell für beendet erklären könnte. Doch letztlich zählt nur das Endresultat, und das ist im Falle von »Ersatzverkehr« nicht so schlecht. Denn nicht nur, dass der Wahl-Berliner Knöpfchendreher auf 19 Songs ganze 24 MCs aus den unterschiedlichsten Lagern auf einem Longplayer versammeln konnte, nein, es ist ihm durch seine jazzfunkigen Soul-Produktionen auch gelungen, das Ganze mit Hilfe eines roten Fadens zu einem ansehnlichen Soundpaket zusammenzuschnüren. So posieren Schwesta Ewa und Ssio selbstbewusst und lauthals »Märchenrapper« beleidigend neben einem VBT-Newcomer wie Schote (»Walking Dead«), lästert der ehemalige Creme-Fresh-Rapper Fatoni über »Dicke Hipster«, während Mädness-Brüderchen Döll einfach mal ein bisschen »Mehr von dir« verlangt. Sympathisch auch, dass Figub keinen großen Wert darauf gelegt hat, nur vermeintliche Big Names zu featuren, um damit die eigenen Plattenverkäufe anzukurbeln. Vielmehr schien ihm eine Stimmigkeit im Cast wichtig gewesen zu sein – selbst wenn diese sich bisweilen erst durch die musikalische durch-den-Fleischwolf-Drehung einiger Songs erschließt. Außerdem traut sich endlich mal wieder jemand, der Kultur-inhärenten Grenzenlosigkeit auch durch die Auswahl der auf dem Album gefeatureten Gäste Tribut zu zollen – schließlich haben sich nicht nur Rapper aus Deutschland in den »Ersatzverkehr« begeben, sondern auch der österreichische Rapper Kamp, Brooklyns Finest Dillon Cooper und die Belgier von MoonTroop. Dennoch: »Ersatzverkehr« ist sicherlich nicht schlecht. Aber Originale sind einem Ersatz eben in der Regel vorzuziehen.

Text: Daniel Schieferdecker

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