Curse – Uns // Review

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curse_cover (Indie Neue Welt/Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Was hat Curse mit Luke Skywalker gemeinsam? Der letzte der Emo-Ritter ist er zumindest definitiv nicht. Eher ist er der Obi-Wan Kenobi dieses Sub-Genres, zu dem sich niemand zugehörig fühlt. Dabei lässt sich schlichtweg nicht leugnen, dass es noch nie so viele MCs gab, die sich durch ihren offenen Umgang mit den eigenen Gefühlen so angreifbar für erbarmungslose Hater machen. Curse war damals der Erste dieser Art. Trotzdem verfälscht diese Aussage natürlich die Vergangenheit, weil Curse immer auch L’art-pour-l’art-Rap-Songs geschrieben hat. Solche Stücke fehlen auf »Uns« komplett. Das provoziert naturgemäß empfindliche Fans und führte ebenso erwartungsgemäß zu dem Vorwurf, Curse würde Casper biten. Tatsächlich macht dieser Umstand dieses Album vor allem zu einer wesentlich schlüssigeren Angelegenheit als Curse‘ letzte zwei Platten. »Uns« beginnt mit viel Getöse: der erste Anspielpunkt »Tatooine« explodiert nach eineinhalb Minuten und offenbart Bläser die an Woodkid erinnern. Überhaupt haben die Beatgees-Produktionen nicht mehr viel mit dem alten Curse gemein, der zumeist sehr soulig zur Sache ging. »Uns« klingt breit und poppig, was dem entspannten, reduzierten Vortrag des »neuen« Curse sehr entgegen kommt. Auch die Erzählperspektive hat sich im Vergleich zu »Freiheit« geändert. Dem Titel angemessen, lässt Curse die Ich-fixierte Lyrik seiner Vergangenheit hinter sich und präsentiert sich stattdessen als zweifelnder aber in seinem Denken merklich gewachsener Familienvater, der das Schicksal von Frau und Kind jederzeit mitdenkt. Hier und da verkitschen Musik und Text auf »Uns« zwar etwas stark, doch am Ende des Tages kann man über diese Schwächen hinwegsehen. Schließlich stehen auf der Kehrseite starke Songs wie der behutsam voran tapsende Album-Closer »Menschen« und »Kristallklarer Februar – Für P.«, ein Stück, auf dem Curse ergreifend die Beerdigung eines guten Freundes reflektiert. So ist »Uns« ein spannendes Lehrstück über die emotionalen Irrungen und Wirrungen eines herangewachsenen Mannes geworden. Man kann dieses Album leicht gähnend als Grown-Man-Rap abtun. Oder aber erkennen, dass »Uns« mit einem Blick auf das Leben aufwartet, der im von ewig jugendlichen Egoisten dominierten HipHop etwas genuin Neues darstellt.

Text: Alexander Vlad

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