Childish Gambino – Because The Internet // Review

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Childish-Gambino-Because-the-Internet
 (Glassnote/Import)

Wertung: Vier Kronen

Nach einigen Mixtape-Anläufen sollte das Debüt-Album »Camp« im vergangenen Jahr endlich auch die leicht stagnierende Rap-Karriere von Donald Glover zum Laufen bringen. Die Person, die Glover auf der Platte inszenierte, zeichnete recht deutliche Parallelen zu den geliebten Kollegen von Odd Future: Childish, ein Junge aus dem Mittelstand, der die Schattenseiten seiner Selbst mit selbstironischen Reimen reflektiert. Besagtes Album inszenierte das Weirdo-Dasein jedoch ein klein wenig zu krampfhaft. Aber sei’s drum, wer an der NYU in dramatischem Schreiben graduiert, sollte damit umgehen können, schließlich ist die gelebte und ausformulierte Krise doch zentraler Bestandteil der literarischen Erzählung. So jedenfalls erkläre ich mir Gambinos zweiten, überraschend überzeugenden Anlauf. Hater ausgeblendet und aufs Ego konzentriert, so ist ein Album entstanden, das gerade in der ersten Hälfte verbalisiertes Kopfkino bietet. Ausgefeilte Lyrics, in denen sich in jeder Zeile neue Assoziationen im Hirnlappen auftun, auf die der Rapper umgehend selbst einsteigt. Wie ein endloser Dialog zwischen dem Jungen aus Kalifornien und seinem Selbstbewusstsein, die den ewigen Hustle mit Frauen und Fame im Internetzeitalter bildhaft verhandeln. Unterbrochen wird der hektische Schlagabtausch seines Selbst von langen Instrumental-Passagen, die bei Frank Oceans »channel ORANGE« in die Schule gingen. In der zweiten Hälfte der Platte versucht sich Childish dann auch zunehmend als Sänger, wobei er weiß Gott keine schlechte Figur macht; nur trägt er damit auch zunehmend zu dieser Unentschlossenheit bei, die »Because The Internet« von vorne bis hinten durchzieht. Nonstop werden Referenzen aufgemacht – von Kendrick bis Pharrell, von The Weeknd bis Q-Tip. Ganz abgesehen von den musikalischen Türen, die geöffnet werden: Boom Bap, EDM-R&B, Cloud-Rap? Alles geht. Klar, HipHop arbeitet seit jeher mit Verweisen und Zitaten. Und die aufgeklärte, Grenzen einrennende Vielfalt ist durchaus begrüßenswert – solange das Ergebnis als eigenständige Platte funktioniert. Aber hey, solange nicht Childish Gambino, sondern das Internet die Schuld daran trägt…

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