Big K.R.I.T. – Cadillactica // Review

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BigKrit_CadillacticaInterstellare Wortspiele und extraterrestrische Album-Konzepte sind kein Novum in der afroamerikanischen Musikgeschichte der Südstaaten – siehe Outkast und Sun Ra. Big K.R.I.T., der sich durch Mixtapes auf Alben-Niveau in die Riege der US-Top-40-Rapper katapultierte, entwirft auf seiner zweiten Major-Veröffentlichung gleich den eigenen Planeten. »Cadillactica« fungiert als Sinnbild für die Fähigkeit zu unerschöpflicher Kreativität und Abstraktion; als K.R.I.T.s Funk-Universum, in dem er sich zwischen menschlichen Abgründen und spiritueller Erleuchtung bewegt. Seine Zeitrechnung beginnt mit dem Urknall — dem Boom der 808, dem der Anfang und die Seele von Rap aus Dirty South innewohnt. Ob Lowrider-Soul inklusive showstehlendem A$AP-Ferg-Part auf »Lac Lac«, der Drake-anbiedernde Single-Kandidat »Pay Attention«, der Posse-Cut »Mo Better Cool« mit Devin The Dude und Bun B und die sehr offensichtliche »Aquemini«-Verneigung »Angels«: Big K.R.I.T. macht eigentlich alles richtig und delivert und flowt sich auf dem um Live-Instrumente bereicherten 808-Blues um den Verstand. Seine Vision, Gospel-Elemente mit Subbässen zu erden, dabei das Erbe der Dungeon Family zu schultern und sich als Mississippi-Landei ein Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen, geht zwar auf, wirkt auf dem Konzeptalbum aber streckenweise ermüdend. Im Gegensatz zu den großartigen Mixtapes »Return Of 4Eva«, »4eva N A Day« und »King Remembered In Time«, trägt K.R.I.T. auf »Cadillactica« die musikalische Untermalung erstmals nicht alleine. So ließ er das Klangkonzept in Brainstorming-Sessions mit Raphael Saadiq, DJ Khalil, Jim Jonsin, Terrace Martin und Chad Hugo erarbeiten und trat zudem Geschäftskompetenzen ab, um sich mehr Zeit fürs Texten nehmen zu können. Die Erwähnung in Kendricks »Control«-Part — von manchen als Ritterschlag gedeutet — motivierte den Country Cousin gleich am nächsten Tag »Mt. Olympus« als Antwort zu schreiben. Der Rap-Höhepunkt des Albums rechtfertigt Big K.R.I.T.s Stellung in der Liga der »Control«-Geschmähten, wenn auch bei »Cadillatica« das Gefühl der Stagnation in einem starken Katalog entsteht.

Text: Carlos Steurer

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