Re-Issue: Westberlin Maskulin – Hoes, Flows, Moneytoes / Battlekings // Review

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(Fick Die Biaaatch Rekordz / Essah / hhv.de)

1999. Ein Plattenladen in Hamburg. Ich diggte in den Crates der boomenden Deutschrap-Landschaft, und eine LP ohne Cover weckte mein Interesse. Ich legte sie auf, hörte rein und – war geschockt. So etwas Rohes, Ignorantes, Krankes, Asoziales und Explizites hatte ich noch nie gehört. Paralysiert nahm ich das Vinyl vom Teller und legte die Platte wieder beiseite. Der Name der Crew: Westberlin Maskulin. Doch diese LP ohne ­Cover ließ mich nicht los. Am nächsten Tag ging ich in den Record Store zurück, zog die Platte aus dem Regal, legte das Geld auf den Tresen und nahm sie mit. Im Anschluss lief »Hoes, Flows, Moneytoes« in Dauerschleife. Ich war fasziniert – und bin es bis heute. Die Roughness des ungemischten Vier-Spur-Recordings war wie toxisches Herzblut rotzen ins Gesicht der stetig professioneller werdenden Deutschrap-Produktionen, die propagierten Inhalte ein sturmflutendes Meer gegen jedes My an Political Correctness und das Zusammenspiel der beiden MCs King Kool Savas und Takt­lo$$ ergab eine einzigartig-irrwitzige Symbiose aus Verachtung, Provokation, Selbsterhöhung und Fäkalhumor: Savas stets aggressiv, on point und mit einem alles killenden Arsenal an Wack-MCs-ersäufenden Flows, während Taktlo$$ mit seiner verba­lisierten Unberechenbarkeit einen formunvollendeten Fiack auf alles gab – ohne Rücksicht auf Verluste und vernichtende Punchlines wie »Dein unüberseh­barer schwacher Punkt ist deine Existenz.« Nun, zum 20-jährigen Jubiläum von »Hoes, Flows, Moneytoes« (das auf 50 Stück limitierte Tape erschien im Juni 97), werden die beiden szeneprägenden Battle­rapklassiker auf farbigem Vinyl re-releast – »Hoes, Flows, Moneytoes« diesmal auch mit Cover. »Fortschritt heißt Maskulin.«

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