Re-Issue der Ausgabe: Blu & Exile – Below The Heavens // Review

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(Sound In Color)

Inmitten einer eklatanten künstlerischen Identitätskrise der Westküste veröffentlichten Blu und Exile vor zehn Jahren ihr Album »Below The Heavens (In Hell Happy With Your Imaginary Friend)«: Ein zeitloses Meisterwerk, das aufgrund katastrophaler Labelarbeit und der darauf folgenden verwirrenden künstlerischen Odyssee Blus nie die öffentliche Anerkennung erhalten hat, die es verdient hätte. Für den damals 22-jährigen Johnson Barnes ist »Below The Heavens« die VHS-Kassette seines bisherigen Lebens, die mit cinematografischer Brillanz die Nuancen seiner Persönlichkeit in Szene setzt. Blu porträtiert seine frühe Vaterschaft, seine Liebe zur Kunst und die Ungewissheit über die eigene Zukunft so nahbar, dass man am Ende des Albums das Gefühl hat, ihn gerade persönlich kennengelernt zu haben. Gleiches gilt auch für Exile, der mit unglaublich detailierten Klangstrukturen und geschickt instrumentali­sierten Dollar-Bin-Samples mindestens genauso viel Herzblut in die Beats pumpt wie Blu in seine Strophen. »See I’m the MC and he’s the DJ/Manipulate the MP to translate what he say«, rappt Blu über diesen Dialog zweier Künstler, die hier beide auf dem Höhepunkt ihres musikalischen Schaffens zusammengefunden haben. »Below The Heavens« sprüht nur so voller Esprit, in poppigen Liebessongs wie »First Things First» gleichermaßen authentisch festgehalten wie auf der traumatischen Rap-Ballade »Cold Hearted«. Vor allem in der zweiten Hälfte erreicht dieses Album, unter grandioser Mitarbeit von Miguel Jontel, ein hymnisches Soundbild, ­sinngebend für die musikalische Reise »above the clouds«. Und zwischen den Wolkenschwaden gleitend, wechselt Blu ebenso mühelos zwischen emphathischem Storyteller (»In Remembrance Of Me«) und hungrigem Punchline-Rapper (»Simply Amazin’«), wie ihm Exile die eine um andere Beat-Perle maßschneidert. Vielleicht das formvollendetste Album der Zweitausender – und eine der wenigen Symbiosen zwischen Producer und Rapper auf Langspielerlänge, die sich auch ohne großen popkulturellen Einfluss mit »Madvillainy« messen kann.

Text: Maximilan Hensch

 

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