Rasul – Run Yo Line

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Ali »Rasul« Rakhshandeh war ein außergewöhnlicher Rapper. Der beste, der je in Deutschland auf Englisch rappte. Aktuell nachzuhören auf »Writing Colours«, seinem einzigen und, aufgrund seines überraschenden Todes im vergangenen Jahr, letzten Solo-Album, das der neuen Ausgabe der JUICE beiliegt. Rasul war aber mehr als nur ein unglaublich talentierter MC. Er war ein Talentscout mit einem feinen Ohr für Musik. Neben Crada, den er entdeckte und mit seiner Motivation und seinem musikalischem Verständnis auf dem Weg zu einem der Top-Produzenten Europas begleitete, hatte er großen Einfluss auf die Karriere des Hamburger Produzenten Monroe.

Monroe landete 2005 mit seinem Beat für »Monstershit« für das Kollaborationsprojekt von Kool Savas und Azad einen Monsterhit. Auf Dynamit-Drums und diesem bös synthetisch fräsenden Sample platzte das »sickeste Tag Team« in die Szene. Bis heute ist das »Monstershit«-Instrumental einer der Beats, die Deutschrap in der letzten Dekade definierte. Doch Savas und Azad waren nicht die ersten, die die Power dieses Beats erkannten und feierten.

Bereits einige Zeit davor pickte Rasul das Monroe-Brett und nahm darauf seinen Track »Run Yo Line« auf. Der Song erschien jedoch nie. Azad und Savas wollten ihn als erste Single für ihr gemeinsames Projekt One. Rasul trat ihn, dem Impact einer solchen Kollaboration bewusst, gerne ab. »Run Yo Line« liefert einen weiteren Beweis für Rasuls gutes Gespür für musikalische Großtaten und sein Verständnis, wie Rap in Bälde klingen wird. (Dazu kann ebenso Crada eine Geschichte erzählen: Der Beat, aus dem das Intro »Fireworks« für Drakes Album »Thank Me Later« wurde, hatte Rasul schon lange vor dem kanadischen Superstar gepickt und dann schließlich kurz vor seinem tragischen Tod bereitwillig mit Cradas Karriere im Hinterkopf freigegeben.) Darüber hinaus unterstreicht »Run Yo Line«, dass Rasul nicht nur der introvertiert überlegte Reim-Experte auf BoomBap-Beat war, sondern ebenso ein erschreckend präziser Battle-Rapper. Natürlich war Rasul auch in der Cypher ausgestattet mit einem Arsenal an Vokabeln wie kaum ein Anderer.

Rasul – Run Yo Line by juicemagazin

René Goldenbeld, der Betreiber von Showdown Records, das Rasuls Crew Square One Ende der Neunziger unter Vertrag nahm und 2001 den Klassiker »Walk Of Life« veröffentlichte, brachte nach der Trennung von Square One Rasul und den noch nicht volljährigen Monroe zusammen. René erinnert sich: »Nach Square One hat sich Alis musikalischer Ansatz ziemlich verändert. Er war in erster Linie am Hier und Jetzt interessiert und wollte mit dem Newcomer aus Brooklyn mithalten. Monroe war damals Praktikant bei Showdown. Ich hab Ali seine Beat-Tapes vorgespielt und er war sofort begeistert. Die Zwei haben dann auch geklickt – witzigerweise nicht nur musikalisch, sondern auch als Typen. Monroe, der blutjunge Ostfriese und Ali, der persische Bayer.«

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