Playboi Carti – Playboi Carti // Review

-

(AWGE / Interscope)

Wertung: Fünf Kronen

Als die ganze Musikwelt Mitte April auf Kendrick blickte, veröffentlichte Playboi Carti, fast unbemerkt, das bisher schlüssigste Gesamtwerk der Generation Gönnung um 21 Savage, Lil Uzi Vert, Yachty und Desiigner. »Playboi Carti« > »DAMN.« – so die Instant-Kommis der Mumble-Troll-Army. Doch so abwegig ist diese Gleichung gar nicht: In Carti hat die Nuschel-Rap-Fraktion tatsächlich ihren Meister gefunden. Der Playboi macht nichts neu – er stottert Catch-Phrases runter, hat nichts zu erzählen und weiß wahrscheinlich genauso wenig, wer Pete Rock ist – aber macht mit seinem Beat-Geschmack und Charisma all das wett. Er verschlingt ganze Silben, stammelt mehr, als dass er rappt, und schafft es, aus jeder noch so absurd-egalen Zeile eine Hit-Hook zu basteln, die sich tagelang in die Synapsen bohrt. Einst beim alternativen Awful-Kollektiv um Father gesignt, mauserte sich das ATLien in den letzten zwei Jahren vom »Broke Boi« zum Interscope-Inventar, zog nach Harlem, wo ihn Rocky unter seine A$AP-Mob-Fittiche nahm, und von dort mit seinem Major-Vorschuss nach Los Angeles weiter. Dass »Playboi Carti« unter der Sonne Kaliforniens und mit Rocky als Fashionkiller-Brudi im Geiste und Executive Producer entstand, ahnt man: Es ist ein astreines Sommeralbum, das schwerelos über dem Zeitgeist und im Flugmodus von Wiz Khalifas Mixtape-Opus »Kush & Orange Juice« schwebt. Die eigentliche Entdeckung ist aber Pi’erre Bourne – ein SAE-Student und Ex-Epic-Engineer mit absolutem Gehör für cloudige Flötenbeats, der gleich ein halbes Dutzend davon auf dem Album platziert. Harry Fraud spendiert den epischen Opener (»Location«), Hit-Boy (wo zur Hölle hat der nur gesteckt?) zeigt den Fruity-Loops-Frücht­chen, wer ihr Daddy ist (»Other Shit«) und Jake One lässt den Gospel im Sample-Schrank und bounct tropischen Trap aus seinen Maschinen (»Kelly K«). Es ist ein Vibe – das haben 2 Chainz und Patrick Decker völlig richtig erkannt. Anders kann man dieses Gemurmel halt nicht erklären.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein