New York

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Genau zehn Jahre ist es nun her. Die Flugzeuge fliegen in die Türme. Die Türme stürzen ein. Manhattan wird von einer Wolke bedeckt und anschließend ist nichts mehr wie es war. Sei es die Wiedereinführung der Rasterfahndung, nervöse Gesichtsausdrücke am Flughafen, nur weil ein bärtiger Typ neben einem steht, Friendly Fire, Präventivangriffe und die Angst vorm Mann in Leinenkutten. Alles ist anders. Der elfte September ist den Menschen im Gedächtnis geblieben. Nicht nur, weil die grausamen Bilder der brennenden Zwillingstürme pausenlos im Fernsehen und Internet zu sehen sind, sondern weil mit ihrem Verlust die vermeintliche Unverwundbarkeit des Westens geraubt wurde. Wir haben nun einige Musikvideos herausgesucht, die Manhattan in einer Zeit zeigen, als es noch undenkbar war, dass dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten etwas passieren könnte.

»Listen all you New Yorkers…« Der Song »An open letter to NYC« wurde zwar einige Jahre nach den Anschlägen aufgenommen und veröffentlicht, ist dennoch ein wahnsinnig aufrechtes Liebesgeständnis der Beastie Boys an ihre Heimatstadt New York. Der Tune mit dem prägnanten »Dead Boys« Sample befindet sich auf dem »To The 5 Boroughs« Album. »Just a little something to show some respect/To the city that blends and mends and tests/Since 911 we’re still livin’/and lovin‘ life we’ve been given….«

Now we go way back. Bevor wir Mos Def Yasiin auf den Bush Babees und De La Soul Features lieben gelernt haben, war Dante Terell Smith Mitglied der HipHop Combo »Urban Thermo Dynamics«. Ein wunderbarer Name. In den Weiten des Internets existiert sogar ein Videoclip. Während Mos Defs Part (Die Szenen im romantischen Kornfeld), sind im extrem überbelichteten Hintergund die noch stehenden Türme zu sehen. »If it ain’t here then it most be gone«

The Alchemist flippt William Bell und alle Kappenträger auf der Welt gehen verrückt. Dilated Peoples stammen zwar aus dem wilden Westen, Rakaa Iriscience performt seinen Part allerdings vor den beiden Zwillingstürmen. Das Album »Expansion Team« wurde 2001 veröffentlicht und das Video zu »Worst Comes To Worst« nur wenige Wochen vor dem Einsturz gedreht.

»You made it a hot line, i made it a hot song…« Ob dies nun stimmt, möge jeder für sich entscheiden. Ein beinah blutjunger Jay Z baut seinen Song über das Reichwerden auf einer Nas-Line auf und dreht das Video in damals zeitgemäßer Spielfilm-Manier in Brooklyn und Manhattan. Das World Trade Center taucht in zahlreichen Szenen auf, Biggie übrigens auch. Auf »Bluprint 2« thematisiert Jigga ebenfalls seine Beziehung zu den beiden Hochhäusern: »I put dollars on mine, ask Columbine/When the Twin Towers dropped, I was the first in line/Donating proceeds off every ticket sold…« Ein wohltätiger Hustler.

Lil Kim. Bevor sie sich selbst zur Gutter-Version von Miss Piggy umgestaltet hat, sah die Kleine ja recht passabel aus. Rappen konnte sie ebenfalls und »Hardcore« ist eines der besten New Yorker HipHop-Alben aller Zeiten. Wie es sich für ein Bad Boy Video gehört, muss der C.E.O. im Video herumtanzen und Adlibs abfeuern. Die Close-Ups der Champagnergläser und der Juwelen und Kostbarkeiten könnten heute weiterhin mit den gängigen Clips mithalten. Interessanterweise wurden die Fahrstuhl- und Rolltreppen-Szenen direkt im World Trade Center gedreht. Wahnsinn.

Jetzt wird es etwas grotesk. Erick Morillo, eigentlich ja ein recht okayer Junge, tat sich damals mit dem Toaster Mark Quashie aus Trinidad zusammen und haute unter dem Projektnamen Real 2 Real diesen peinlich, funktionierenden Gassenhauer raus. Jeder kennt ihn, nach zehn Vodka Mule tanzt auch jeder dazu und später beherrschen verstohlene Blicke das Szenario. Was haben wir getan? Wie dem auch sei. Die Glastürme sind beinahe durchgängig zu sehen. Ihr müsst ja keinem sagen, dass ihr auf Play gedrückt habt.


»I like ‚em brown, yellow, Puerto Rican or Haitian/Name is Phife Dawg from the Zulu nation«
. Wie schön, wie schön. Jeder mag Tribe, doch scheinbar mag sich Tribe nicht selbst. So kommt es einem jedenfalls vor, nachdem man der Doku »Beats, Rhymes & Life« etwas Zeit geschenkt hat. Damals war noch alles in Ordnung. Die Türme standen obendrein. »Shaheed, Phife and the extra P, Stacy, Philo, DJ and my man L.G., They know the abstract is really soul on ice, The character is of men, never ever of mice….«


Tribe Called Quest – Electric Relaxation von yanoshrim

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