(Rykodisc/Warner)
Der Spannungsbogen emotionaler Songs von Macklemore & Ryan Lewis weist eine gewisse Linearität auf: Der Seattle-Sohn schlendert zunächst durch organische Trommeln, trifft in der Hook auf eine gigantische Gast-Stimme, während im Hintergrund ein Chor fleißig auf die Klimax hinackert. Schließlich gipfelt der Song mit einer in Rage gerappten, verhallenden Frage. Im Fall der Single-Auskopplung »Kevin«: »So America, is it really worth it, I’m asking?«. Nett zu hören. Und doch wirkt dieses Hymnen-Gerüst nach der x-ten Konstruktion etwas macklemorsch. Ein Problem, das sich überhaupt durch »This Unruly Mess I’ve Made« zieht. Fast jeder Song auf dem zweiten Album von M&L findet seinen Songzwilling auf »The Heist«, dem Grammy-gekrönten Debüt des Duos. Im Falle des erwähnten »Kevin« wäre es das Sneakerdrama »Wings«, »Downtown« findet seinen Brother-In-Rhyme in »Thriftshop« und »Same Love« geht Hand in Hand mit »White Privilege II«. Dabei ist »This Unruly Mess I’ve Made« ein Blockbuster mit allen Facetten: Gesellschaftskritik im Tolstoi-Style, Club-Banger und halb alberne Oden an verschrobene Hobbys. Das doppelte Lottchen Haggerty und Lewis produziert weiterhin Hits am berühmten Fließband. Ryans Instrumentals sind dabei immer noch mehr Maßanzug denn Massenware für Macklemores überprononcierte Aussprache. Das sitzt schon alles. Außerdem spielt es keine Rolle, wie scharf sich der Thriftshopper an der Kante zum Klamauk entlang rappt. Denn wenn »Brad Pitts Cousin« oder »Dance Off« die Tanzfläche hitten, zappelt sich doch wieder jeder um Kopf und Kragen. Da kann auch ein Kanye, der Macklemore jüngst zum »nice human being« degradierte, mit seinen Rüpel-Tweets nicht dran rütteln. Unsympathischer ist vielmehr das Pathos, das Mack an den Tag legt, wo er die Ulkkeule zurückhält. Die staatstragenden Tracks lösen zwar Gänsehaut aus – oft ist diese aber durch Fremdscham und nicht durch Rührung bedingt. Mack, was hast du nur für eine Unordnung hinterlassen?
