Luciano & Nikky Santoro – Locosquad präsentiert 12812 // Review

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(Streetlife)

Luciano rast mit Eisenstange in den Gehörgang und zertrümmert alles, was es zu zertrümmern gibt. Nikky Santoro schlurft hinterher. Zusammen sind die beiden die rappende Bataillon des Locosquad. Auf ihrem Album vereinen sie französisch geprägten Beschleunigungs-­(T)Rap, dessen Tempo erst dann aufgehalten wird, wenn Lucianos Stimme der Druck ausgeht, weil ihn Jacky und Cola erst in und später wieder aus dem Modus herausge­schossen haben. Der HiHat-Hagel von »Banditorinho« zeigt, wie effizient dieses energetische Nach-vorne-brechen ist. Die fallenden Worte werden zu (Patronen)-Hülsen, das vermittelte Gefühl gewinnt die Oberhand über das Album. Die von den Straßen konservierte Härte, der unterbewusste Druck, seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen und der Drang, »bald helal« Geld zu verdienen, werden bis zur Heiserkeit wiederholt. Lucianos kehliger Gesang, der sich hinter der geschlagenen Kraterlandschaft entlang schlängelt, untermauert den Ernst der Lage. Nikky Santoro sagt hingegen, er würde »Rap wegfi­c­ken«, doch verschwimmt hinter dem von Luciano aufgewirbelten Staub. Die laschen Neunziger-Anleihen, auf denen Mittelfinger gegen die Obrigkeit im Takt platziert werden, wirken im Album-Kontext wie von einem schüchternen Jungen, der nicht zu Wort kommt – was schade ist, da Santoro gegen die Inhaltslosigkeit ankämpft. Doch das Locosquad-Album ist noch nicht ganz ausgeglichen, die Stärken der beiden harmonieren noch nicht perfekt. Für ein Album, das sich nicht selbst im Weg steht, braucht es mehr Kompromissbereitschaft.

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