Lil Yachty – Teenage Emotions // Review

-

(Universal)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Yachty – jugendliche Fühls, unreflektiert und frei heraus? Oder doch das Drama unverstande­ner Kunst? Ob nun Saboteur, Troll, Trash oder Genie: Je polarisierender der Künstler, desto größer der Raum für Dialog. Im Falle von Lil Yachty griff der Vater des Rappers sogar selbst beherzt voraus und betonte: »Yachty is not for everyone!« Stimmt. Bewusst missachtet Junior die unausgesprochenen Gesetzmäßigkeiten der Rap-Polizei. Wer diesen blasphemischen, vielleicht naiven, aber sicherlich unbeeindruckten Spirit nicht ertragen kann, kreuze für sich nach­folgend eine der entsprechenden Kategorien an: a) Ich kannte N.W.A bereits vor dem Film, b) ich habe HipHop mit Nas achtem Album sterben sehen, c) ich weiß, wer Gawky war, d) ich bin Joe Budden. Wer zu einer dieser Kategorien gehört – Glückwunsch! Ja, dieses Album ist wohl nichts für dich. Andererseits aber ist an Papa Yachtys Schutzbehauptung nur wenig dran. Denn eigentlich sollte Juniors offizielles Debüt alle etwas angehen. Der Genuss des Albums führt vor Augen, was in uns vorgeht. Was erwarte ich grundsätzlich von einem Album? Wie gehe ich damit um, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden? Und darf etwas, was nicht meinem Horizont entspricht, trotzdem seine Daseinsberichtigung haben? Mit »Teenage Emotions« begegnet Yachty seiner durch Mixtapes und Features durchaus selbstauferlegten Erwartungshaltung von etwas Großartigem entwaffnend gleichgültig. Nicht mehr und nicht weniger als »fun shit« mache er. Dafür lässt er seine Alter Egos Boat (»Peek A Boo«) und Yachty (»Bring It Back«) gegeneinander antreten. Der eine eklig und pervers, der andere süß und lieb. Dieses Konzept ist weder ausreichend neu, noch wirklich so detailliert durchdacht, als dass die Idee den Rahmen von 70 Minuten füllen könnte. Denn Yachty wirkt alleingelassen bei dem Ziel, eine redundante, aber dafür umso eingängigere Platte zu kreieren. Aber auch wenn besagte Form von Fun nicht jedermanns Geschmack sein dürfte, so kann hier doch jeder etwas über sich lernen: Ich sollte anderen ihren Spaß gönnen. Ich bin nicht der verdammte Mittelpunkt der Erde.

Text: Tim Tschentscher

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein