»Vielleicht habe ich tatsächlich Glück gehabt, aber es gehört eben auch mehr dazu.« // La Fouine im Interview

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Neben längst etablierten Künstlern wie Booba, Rohff oder Sefyu gibt es auch ein paar neue Namen im französischen Rap-Game, die derzeit gewaltige ­Wellen schlagen. Zu den erfolgreichsten Newcomern gehört La Fouine aus Trappes, einer von fünf aus dem Boden gestampften Planstädten im Großraum Paris. Hier draußen, 30 Kilometer vom Stadtkern der Seine-Metropole entfernt, leben fast 30.000 Einwohner, darunter überproportional viele Einwanderer aus den ehemaligen nordafrikanischen Kolonien. Der 28-jährige, marokkanischstämmige Rapper Laouni Mouhid ist einer von ihnen. Seit 2005 hat er in zweijährigen Abständen drei ­Alben veröffentlicht, von denen das letzte, »Mes Repères« bereits zweimal Gold eingefahren hat.

Nach nur wenigen Mixtapes hast du schon 2003 einen Majordeal bei Columbia/Sony unterschrieben. Wie kam das zustande?
Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich hatte die richtigen Beats und die richtigen Themen – Booba war gerade sehr angesagt, und meine Mixtape-Tracks wie »Ma Génération« oder »Violences ­Urbaines« sprachen eine ähnliche Sprache. Ich habe mir relativ schnell einen Platz in diesem Game erarbeitet und mit Rappern wie LIM oder Nessbeal kollaboriert. Das alles hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe.

Was waren deine musikalischen Inspirationen?
Als Kind habe ich hauptsächlich französische Chansons von Jacques Brel oder Charles Aznavour gehört. Als Jugendlicher kam ich dann mit Westcoast-Gangstarap wie Snoop Dogg und den französischen Veteranen wie NTM in Berührung. Zu der Zeit gab es auch schon IAM und Assassin, die hier in Frankreich sehr groß waren, aber ich habe immer nur NTM gehört. Ich stand schon auf französischen Rap, aber ich fühlte, dass ihm noch eine Facette fehlt. In den letzten Jahren gab es ein paar gute und wichtige Entwicklungen, gerade im Sektor des Conscious Rap. Leider schauen viele Produzenten in Frankreich eher in die Vergangenheit als in die Zukunft. Sie scheuen das Risiko, das ein neuer Flavor mit sich bringt. Ich selbst höre gar nicht so viel Rap. Ich liebe Common, Kanye West und Lil Wayne. Und ich pumpe mein eigenes Zeug. (lacht)

Musikalisch orientierst du dich ganz offensichtlich an Westcoast- und Dirty South-Rap…
Schon, das sind meine direkten Einflüsse. Aber ich stehe auch auf elektronische Geschichten. Vor allem ist mir wichtig, dass wir die Amis nicht kopieren. Unsere Lyrics sind auch lange nicht so dämlich. (lacht) Meine Produzenten Animalsons und Kanardo haben sehr farbenfrohe, melodiöse Beats, und das ist genau die Richtung, in die wir gehen wollen. Wenn jemand sagt, dass wir damit die Westcoast biten, ist das auch okay.

Inwieweit bist du selbst in die Produktion deiner Alben involviert?
Ich habe schon mal versucht, ein paar Beats zu machen, aber letztlich liegt es mir mehr, nur ein paar Ratschläge zu geben und eng mit den Produzenten zusammenzuarbeiten. Ich kümmere mich lieber um andere Aspekte meines Business, wie Liveshows, Promotion und Marketing. Ich will nicht sagen, dass ich ein schlechter Produzent bin, und vielleicht mache ich eines Tages auch meine eigenen Beats. Aber man kann sich nicht um alles kümmern, daher braucht man eine gute Entourage. Und die habe ich definitiv.

Im Februar hast du ein riesiges Konzert im Pariser »Elysée Montmartre« gespielt, wo sonst Acts wie Booba, Rohff, NTM oder Jay-Z auftreten. Was bedeutet dir das?
Eine ganze Menge. Ich meine, ich bin auf einem Majorlabel gesignt, aber trotzdem ist es nicht einfach. Sie geben mir gewisse Chancen und Möglichkeiten, meine Karriere voranzutreiben, die ich sonst vielleicht nicht bekommen würde. Wenn ich zu Hause ein kleines Indielabel mit meinen Kumpels aufgezogen hätte, dann könnte ich jetzt wahrscheinlich nicht solche Gigs spielen. Es ist super, dass mein Produkt in ganz Frankreich erhältlich ist. Aber trotzdem ist es nicht nur Glück oder Zufall, dass ich gesignt wurde. Vielleicht habe ich tatsächlich Glück gehabt, aber es gehört eben auch mehr dazu. Alle, die auf dem Konzert waren, werden das bestätigen können. (grinst)

Text: Fred Hanak

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