Kool Savas & Sido – Royal Bunker // Review

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Savas, Sido, Royal Bunker

(Urban / Universal)

Wertung: Vier Kronen

»Bruder, es ist alles noch beim Alten«, versichert Sido auf dem gleichnamigen Track – und hat damit einerseits recht: Die Attitüde der beiden Berliner Silberrücken ist auf ihrem gemeinsamen Album »Royal Bunker« größtenteils noch dieselbe wie zu Zeiten des legendären Freestyle-Cafés, das für den Titel Pate stand. Ein paar Dinge haben sich aber doch geändert: Während man in Westberlin anno 2001 noch bevorzugt auf charmant-rumpelige Instrumentale rappte, die aus dem Music Maker oder der Playstation stammten, gibt es anno 2017 gut abgehangene, perfekte abgemischte Beat-Gerüste mit sparsam eingesetzten, prägnanten Samples. Außerdem hätten Savas und Sido damals vermutlich nicht so leicht einen gemeinsamen Nenner gefunden. Zu groß war seinerzeit der Unterschied – hier der technisch brillante SAV mit dem unfassbaren Feuer-Flow, da der witzige Sido, dem Technik weniger wichtig war als coole Sprüche und stark erzählte, tragikomische Storys. Doch in der Hinsicht hat man sich über die Jahre angenähert – Sido legt heute hörbar mehr Wert auf präzise gesetzte Reime als früher. Weswegen auf »Royal Bunker« kein Ungleichgewicht entsteht, sondern beide MCs auf Augenhöhe agieren. So ist ein engagiertes, leidenschaftliches Battle-Album entstanden, das sich ohne große Schnörkel, Gimmicks oder gar Sensationsgeilheit auf die Essenz von Battle-Rap der Berliner Schule besinnt. Da braucht es auch nicht viele Themensongs oder Storyteller. Savas macht das, was er immer am besten konnte: lange, scharf gespuckte Reimketten, immer einen Tick aggressiver als Sido. Der wiederum präsentiert sich frisch und wach wie lange nicht und setzt allein durch seinen rauen Berliner Charme immer wieder gute Kontrastpunkte zu den insgesamt giftigeren Zeilen seines Kompagnons. Zwischen all den aggressiven Standortbestimmungen bleibt dabei immer noch genug Platz für den einen oder anderen ernsteren Ton. »Royal Bunker« zeigt zwei Veteranen, die sich nicht an den Zeitgeist anbiedern, aber auch nicht verbittert von früher schwärmen. Ob die Generation Rapupdate viel damit anfangen wird, ist fraglich. Nach kalkulierten Skandalen und reißerischen Disses inklusive Namedropping sucht man jedenfalls vergebens. Stattdessen wartet das Gigantentreffen mit ungefilterten Flows auf, die Haltung, Würde und Herzblut vereinen.

Text: Oliver Marquart

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