Kodak Black – Painting Pictures // Review

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(Atlantic Records)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Als Dieuson Octave Anfang des Jahres beim Breakfast Club im Kreuzverhör sitzt, fällt der Meme-Groschen. Der Zwanzigjährige wirft mit irrationalen Ansagen um sich, gibt den kriminellen Psycho und landet mit »Ain’t no camera man but imma shoot a ni**a« eine Punchline, die in den Wochen darauf ein Eigenleben entwickelt. Der 19-jährige Lockenkopf schien seine Mitstreiter des letztjährigen Freshman-Covers medial studiert zu haben und den Internet-Inszenierungen von Uzi Vert und Lil Boat in nichts nachstehen zu wollen. Dabei findet Kodak seine Stärke nun auf Albumlänge ganz woanders als seine beiden Mumble-Mitstreiter, nämlich in geradezu klassischen Major-Rap-Gefilden. Über drei Mixtapes erinnerte der Florida-Native vor allem an das stoische Gebrabbel eines Gucci Mane, dem man maximal in vereinzelten Verses folgen konnte, bis im letzten Jahr mit »Lil B.I.G. Pac« zum ersten Mal ein konzentriertes und düsteres Release erschien – Gucci-Feature inklusive. Und plötzlich schafft Kodak Black, woran Guwop bis dato kläglich scheiterte: das lupenreine Major-Album. Darauf malt Kodak das Lautbild eines Jungen aus dem umzäunten Sozialbau in Pompano Beach, Florida, das zwischen Mobb Deep’scher Hood-Reflexion und ignorantem Sex-Talk schwankt. Black erzählt all das in seinem unverkennbar nasalen Genuschel, wirkt aber an der Seite von Produzent Ben Billion, der den Löwenanteil von »Painting Pictures« überwacht hat, über 18 Tracks überraschend fokussiert. Das euphorische Geklimper von »Patty Cake« und die Texas-Entschleunigung »Candy Paint« (samt uninspiriertem Bun-B-Sechzehner) bringen eine Farbigkeit in die düstere Welt, die der Kodak-Film bis dato abgelichtet hat. Gleichzeitig weiß der Rapper nonchalant neben Futuree zu glänzen, wird zur Hit-Hook-Maschine und rappt sich auf mit dem von Cubeatz gediggten und von Metro Boomin und Southside ausgebauten Geflöte von »Tunnel Vision« auf sein Karrierehoch. Wäre mit einer satten Stunde nicht die Aufmerksamkeitsspanne maximal überreizt, wäre »Painting Pictures« das Überraschungsdebüt 2017.

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